Neue Studie zeigt: Mehr Zusatzleistungen in Stellenanzeigen – aber ungleiche Verteilung nach Tätigkeitsniveau, Branche und Tarifbindung
Im Wettbewerb um Fachkräfte setzen Unternehmen verstärkt auf freiwillige Zusatzleistungen – sogenannte Benefits. Doch welche Angebote machen Arbeitgeber tatsächlich sichtbar? Und wer profitiert davon? Unsere neue Studie „Was Unternehmen heute versprechen – Mit Benefits gegen den Fachkräftemangel“ liefert erstmals datenbasierte Antworten auf diese Fragen.
Die Analyse basiert auf rund 34 Millionen Online-Stellenanzeigen aus den Jahren 2019 bis 2024. Sie macht sichtbar, wie gezielt Unternehmen Benefits zur Positionierung als Arbeitgeber:in einsetzen – und wo soziale Selektivität und strategische Muster entstehen. Die zentralen Ergebnisse im Überblick:
1. Benefits boomen
Stellenanzeigen enthalten heute im Durchschnitt 9,6 Benefits – fast dreimal so viele wie noch 2019 (3,6). Unternehmen nutzen Benefits inzwischen systematisch als Schaufenster ihrer Arbeitgebermarke.
2. Finanzielle Zusatzleistungen dominieren
Am häufigsten genannt werden finanzielle Benefits: Sonderzahlungen, betriebliche Altersvorsorge oder Mitarbeiterrabatte tauchen in rund zwei Dritteln aller Anzeigen auf. Solche direkten materiellen Vorteile haben sich gegenüber weichen Signalen wie Teamevents, flache Hierarchien oder gute Betriebsatmosphäre deutlich durchgesetzt.
3. Nicht alle profitieren gleichermaßen
Die Chancen, ein attraktives Benefit-Paket zu erhalten, sind ungleich verteilt. Spezialist:innen und Expert:innen wird im Schnitt ein Drittel mehr geboten als Helfer:innen. In Engpassberufen wie Pflege, Bau oder IT sind deutlich mehr Zusatzleistungen sichtbar als in Berufen mit gesicherter Bewerberlage. Auch geschlechtsspezifische Unterschiede treten zutage: In Berufen mit hohem Männeranteil finden sich häufiger finanzielle Zusatzleistungen wie Sonderzahlungen oder Altersvorsorge – während in frauendominierten Berufen eher Vereinbarkeitsangebote wie flexible Arbeitszeiten oder Unterstützung bei familiären Aufgaben im Vordergrund stehen.
4. Tarifbindung bringt mehr Sichtbarkeit
Stellenanzeigen, die eine Tarifbindung ausweisen, enthalten im Durchschnitt deutlich mehr Benefits – insbesondere bei geringer qualifizierten Tätigkeiten. Auch bei Fachkräften, Spezialist:innen und Expert:innen zeigt sich ein Anstieg, wenn auch in abgeschwächter Form. Tarifverträge wirken damit nicht nur auf das Gehalt – sondern auch auf die Transparenz und das Angebot von Zusatzleistungen.
5. Job-Flexibilität: oft versprochen, aber nicht für alle
Benefits wie Homeoffice oder Gleitzeit nehmen deutlich zu. Inzwischen enthält jede dritte Stellenanzeige mindestens ein flexibles Arbeitszeitmodell. Doch während fast jede zweite Anzeige für Expert:innen solche Flexibilitätsangebote enthält, gilt das bei Helfer:innen nur für rund jede fünfte. Flexibilität bleibt also häufig ein Privileg höherer Tätigkeitsnivea
6. Weiterbildung: eher für die Spitze als fürs Team
Auch Fort- und Weiterbildungen werden ungleich in Online-Stellenanzeigen erwähnt. Zwar werden entsprechende Angebote in knapp der Hälfte aller Anzeigen genannt, doch für Spezialist:innen und Expert:innen liegt der Anteil bei 55 Prozent – für Helfer:innen lediglich bei rund einem Drittel. Wer bereits hoch qualifiziert ist, erhält also häufiger Entwicklungsperspektiven.
7. Gesundheit und Vorsorge: punktuell präsent
Gesundheitsfördernde Benefits – etwa betriebsärztliche Betreuung, Fitnessangebote oder mentale Unterstützung – tauchen mittlerweile in jeder vierten Anzeige auf. Doch der Zugang ist ungleich verteilt: Bei Expert:innen liegt der Anteil bei 31,5 Prozent, bei Helfer:innen nur bei 19,5 Prozent. Damit sind ausgerechnet die körperlich stark belasteten Tätigkeiten am schlechtesten versorgt
8. Familie und Beruf: Vereinbarkeit bleibt ein Nebenschauplatz
Mit einem Anteil von 13,3 Prozent bilden familienfreundliche Benefits das Schlusslicht unter allen Benefit-Kategorien. Besonders hoch ist der Anteil in höherqualifizierten und frauendominierten Berufen – Expert:innen-Stellen erreichen knapp 20 Prozent. In Tarifstellen wird zwei- bis dreimal häufiger mit Familienangeboten geworben.
9. Karriereperspektiven: oft nur angedeutet
Zwei Drittel aller Stellenanzeigen enthalten Hinweise auf Entwicklungsperspektiven – etwa Aufstiegsmöglichkeiten, Übernahmechancen oder strukturierte Einarbeitung. Lange war dies die häufigste Benefit-Kategorie, doch ihr Anteil ist rückläufig: Sowohl absolut als auch im Verhältnis zu anderen Benefit-Arten hat sie an Bedeutung verloren. Karriereversprechen werden zwar weiterhin oft eingesetzt – aber weniger dominant als früher. Das zeigt: Während monetäre und flexible Angebote zunehmen, verlieren klassische Aufstiegsnarrative an Strahlkraft
Was folgt daraus?
Die Studie zeigt: Benefits sind mehr als kosmetisches Beiwerk. Sie haben sich zum zentralen Baustein moderner Personalgewinnung entwickelt – aber auch zum Spiegel sozialer Unterschiede im Zugang zu attraktiven Arbeitsbedingungen. Wer gute Arbeitskräfte halten und gewinnen will, sollte Benefits nicht nur ausbauen, sondern auch gerecht und strategisch klug gestalten.
Hier geht’s zur vollständigen Studie: Was Unternehmen heute versprechen – Mit Benefits gegen den Fachkräftemangel
Wir wünschen eine anregende Lektüre!
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