Im letzten Beitrag der Blogreihe zum Thema Coaching wurde der Ansatz des Kölner Bildungsmodells vorgestellt. Dieser Beitrag fasst die Erfolgsgaranten von verschiedenen Coaching-Ansätzen zusammen. Um zentrale Erfolgsgaranten zu identifizieren wurden neben dem „Modellprojekt zur Förderung geringqualifizierter Jugendlicher und Erwachsener“ und dem Kölner Bildungsmodell sechs weitere Coaching-Ansätze in folgenden Arbeitsmarkt- und Qualifizierungsmaßnahmen für Arbeitslose und Geringqualifizierte berücksichtigt:

Die Gemeinsamkeit dieser Coaching-Ansätze ist, dass sie der Stabilisierung, Unterstützung und Motivation sowie der Klärung privater Problemlagen der Teilnehmenden dienen. Dadurch soll der erfolgreiche Abschluss einer Qualifizierungsmaßnahme oder die Integration in den Arbeitsmarkt der Teilnehmenden gewährleistet werden. Häufig sind die entsprechenden Coaches Mitarbeitende von Jobcentern oder Bildungsträgern, die die Maßnahme durchführen und nicht zwangsläufig Sozialarbeiter:innen oder Sozialpädagog:innen. Ziel ist eine niederschwellige Beratung unterhalb von Therapie.

Erfolg durch alltägliche Präsenz der Coaches am Maßnahmeort

Die Analyse der acht Coaching-Ansätze ergab, dass die regelmäßige Anwesenheit der Coaches am Maßnahmeort von Relevanz für erfolgreiches Coaching ist. Dabei ist es nicht erforderlich, dass die Coaches Angestellte des durchführenden Bildungsträgers sind, sondern nur, dass sie ein Büro in der Bildungsstätte beziehen. Die Evaluationen zeigen, dass Teilnehmende, die ihre Coaches regelmäßig und spontan auf kurzem Wege bei der durchführenden Bildungsstätte aufsuchen können, mehr Vertrauen zu ihren Coaches haben als Teilnehmende, deren Coaches lediglich zu festen Sprechstunden präsent sind. Außerdem führen sie häufiger Gespräche mit ihren Coaches, in denen die Teilnehmenden ihre Anliegen kommunizieren können.

Erfolg durch Verbindlichkeit

Darüber hinaus erweisen sich vor allem Coaching-Ansätze als erfolgreich, in denen gemeinsame Vorhaben, Ziele und Vereinbarungen der Teilnehmenden und der Coaches verschriftlicht und von beiden unterschrieben werden. Auf diese Weise geraten die Vorhaben nicht in Vergessenheit und sind verbindlicher als mündliche Absprachen. Regelmäßige Reflexionen der entsprechenden Fortschritte in gemeinsamen Gesprächen zeigen schnell nötige Anpassungsbedarfe der Vorhaben auf. Im Idealfall zeigen sie vor allem Zwischenerfolge auf, die wiederum eine motivierende Wirkung auf die Teilnehmenden und die Verfolgung ihrer Ziele haben.

Erfolg durch Beteiligung der Arbeitgeber:innen

Die meisten Arbeitsmarkt- und Qualifizierungsmaßnahmen beinhalten ein mehrwöchiges betriebliches Praktikum der Teilnehmenden. Die Akzeptanz des Coachings bei den Vorgesetzten und Kolleg:innen der Teilnehmenden im Praktikumsbetrieb ist ein weiterer Erfolgsgarant. Diese wird bevorzugt erzielt, wenn die Coaches, neben den Belangen der Teilnehmenden, auch die der Arbeitgeber:innen erfragen und bei gemeinsamen Gesprächen berücksichtigen.

Erfolg durch langfristiges Coaching

Die Evaluationen zeigen zudem, dass Teilnehmende nachhaltiger in den Arbeitsmarkt integriert werden, wenn das Coaching die Zeit der Maßnahmedurchführung um sechs Monate überdauert. Sofern die Arbeitsmarktintegration nicht im Rahmen der Maßnahme stattfindet, beispielsweise bei Qualifizierungsmaßnahmen oder bei verzögertem Erwerbseinstieg, ist es nützlich, wenn die Coaches die Teilnehmenden im Bewerbungsprozess und beim (Wieder)einstieg in die Erwerbstätigkeit im Nachgang der Maßnahme unterschützen. Sie können den Teilnehmenden bei verschiedenen Unsicherheiten und bei der Kommunikation mit potenziellen oder neuen Arbeitgeber:innen helfen.

Erfolg durch Hilfe zur Selbsthilfe

Ein weiterer Erfolgsgarant für Coaching-Ansätze ergibt sich, wenn die Coaches Hilfe zur Selbsthilfe leisten. In dem die Coaches den Teilnehmenden Lösungswege aufzeigen und Probleme nicht direkt für sie lösen, werden bei den Teilnehmenden Lern- und Handlungsprozesse angestoßen, wie sie ihre Probleme bewältigen können. Gelingt den Teilnehmenden das, wird ihre Selbstwirksamkeit gestärkt. Sofern Krankheiten oder psychische Beschwerden für die Probleme der Teilnehmenden verantwortlich sind, sollten die Coaches die betroffenen Teilnehmenden erfolgreich an entsprechende Expert:innen weitervermitteln. Dazu ist es hilfreich, wenn die Coaches über ein Netzwerk aus Therapeut:innen, Ärzt:innen etc. verfügen.

Erfolg durch die Kombination aus Einzel- und Gruppencoachings

Des Weiteren kann eine Kombination aus Einzel- und Gruppencoachings Erfolge erzielen. Im Rahmen von Einzelcoachings können vertrauliche Angelegenheiten bearbeitet werden. Die Interaktion der Teilnehmenden in Gruppencoachings wirke häufig motivationsfördernd und helfe dabei Verhaltensänderungen anzustoßen. Die Teilnehmenden entfernen sich von dem Gedanken Hilfeempfänger:innen zu sein und bringen sich aktiver in den Coaching-Prozess ein. Gruppenteilnehmende motivieren sich oder helfen sich gegenseitig bei Konflikten. Dabei können sie sich in ihrer eigenen Situation und im Umgang mit anderen Menschen reflektieren. Durch Gruppencoachings gestaltet sich der Coaching-Prozess weniger einseitig, im Sinne einer Beratung des:der Teilnehmenden durch den Coach. Stattdessen werde in den Gruppen gemeinsame Entscheidungen gefördert und zugleich die Eigenverantwortung der Teilnehmenden gestärkt.

Erfolg durch Weiterbildungen und Feedback für die Coaches

Über die Erfolgsgaranten des Coachings hinaus zeigen die Evaluationen, dass Coaches sich ihrer Rolle gewachsener sehen, wenn sie passgenaue Weiterbildungen erhalten. Viele bewerten zum Beispiel bessere Kenntnisse der Methoden der Sozialen Arbeit als hilfreich und wünschen sich entsprechend geschult zu werden. Außerdem betonen viele Coaches, dass Feedback und Rückhalt durch den:die Arbeitgeber:in und durch Kolleg:innen die notwendige Sicherheit bei der Arbeit als Coach verleihen. Dazu dienen regelmäßiger Austausch und fachliche Begleitung der Coaches, beispielsweise durch Supervision und kollegiale Fallberatung.

Trotz der Unterschiedlichkeit der Coaching-Ansätze hinsichtlich der konkreten Umsetzung, der Organisation und der inhaltlichen Ausgestaltung lassen sich, wie oben dargestellt, gemeinsame Erfolgsgaranten identifiziert. Diese sollten bei zukünftigen Coaching-Vorhaben berücksichtigt werden, um Arbeitslose und Geringqualifizierte erfolgreich bei der Maßnahmedurchführung und der Arbeitsmarktintegration zu unterstützen.

Beitrag 1 „Coaching im Rahmen von Arbeitsmarkt- und Qualifizierungsmaßnahmen (1) – Nutzen und Erfolgsgaranten“

Beitrag 2 „Coaching im Rahmen von Arbeitsmarkt- und Qualifizierungsmaßnahmen (2) – Das „Modellprojekt zur Förderung geringqualifizierter Jugendlicher und Erwachsener““

Beitrag 3  „Coaching im Rahmen von Arbeitsmarkt- und Qualifizierungsmaßnahmen – das Kölner Bildungsmodell“

Beitrag 5 „Coaching im Rahmen von Arbeitsmarkt- und Qualifizierungsmaßnahmen (5) – Herausforderungen der Evaluation und Fazit“