Transformation, demografischer Wandel, Konjunktur: Langeweile kann man auf dem Arbeitsmarkt nicht beklagen. Wohl aber die Richtung der aktuellen konjunkturellen Entwicklungen, die wenig Optimismus weckt: Die deutsche Wirtschaft schwächelt, ebenso der Beschäftigungsaufbau. Meldungen über Stellenabbau nehmen zu. Und ganz nebenbei stellt der Strukturwandel – ob nun digital, ökologisch oder demografisch – den Arbeitsmarkt in Deutschland vor Herausforderungen.
Strukturwandel und berufliche Mobilität
Der vorsichtige Blick in die Zukunft lässt eine Erkenntnis zu: Wandel ist sicher, und er ist stärker als je zuvor. Tätigkeiten fallen weg, andere entstehen in der Transformation neu. Beschäftigte, deren Job nicht mehr nachgefragt wird, werden abgehängt, und Unternehmen, die vergeblich nach den richtigen Mitarbeiter:innen suchen, verlieren.
Berufliche Mobilität ist ein Anpassungsmechanismus an diese Veränderungen. Wo neue Geschäftsfelder entstehen, sich wandeln oder altbekannte boomen, werden passende Arbeitskräfte benötigt. Oder ökonomisch gesprochen: Berufliche Mobilität kann dazu beitragen, das Arbeitsangebot in zukunftsträchtigen Berufen mit hoher Nachfrage zu erhöhen und damit den Rückgang der Arbeitsnachfrage in anderen Berufen auszugleichen. Aber was haben die Beschäftigten davon?
Jobwechsel lohnen sich gleich doppelt – auch in Krisenzeiten
Unsere neue Studie geht der Frage nach, wie sich berufliche Mobilität sowohl auf das individuelle Einkommen als auch auf die Jobzufriedenheit auswirkt. Sie zeigt, dass ein Stellenwechsel für Beschäftigte häufig mit einem Zuwachs an Einkommen und Zufriedenheit verbunden ist, vor allem dann, wenn sie sich auf neue Tätigkeiten und Anforderungen einlassen. Hier liegt das Gehaltsplus im Schnitt bei 6,9 Prozent. Bleibt das Anforderungsniveau gleich, liegt das Plus bei 5 Prozent, bei gleicher Tätigkeit im neuen Job noch bei 3,6 Prozent.
Auch die Zufriedenheit steigt stark an: Auf einer Zufriedenheitsskala von 0 bis 10 Punkten je nach Wechsel um durchschnittlich 1,1 bis 1,6 Punkte. Dabei zeigt sich: Geld allein ist nicht alles. Steigt der Lohn um 10 Prozent, erhöht sich die Zufriedenheit kaum (0,05 Punkte). Für unzufriedene Beschäftigte lohnt es sich also, den Job zu wechseln, vor allem, wenn neue Aufgaben und Anforderungen auf sie warten. Denn hier stehen die Chancen gut, gleich doppelt zu profitieren.
Und das gerade in Krisenzeiten! Unsere Studie zeigt: In der Zeit der Corona-Pandemie war das Lohnplus infolge eines Wechsels sogar noch größer! Auch der Zufriedenheitsgewinn stieg – wenn auch nur gering – weiter an. Gerade in wirtschaftlich turbulenten Zeiten machen diese Befunde Mut und zeigen, dass Risikobereitschaft belohnt wird. Krisen offenbaren also auch Chancen, die vor dem Hintergrund gegenwärtiger und zukünftiger Entwicklungen nicht ungenutzt bleiben sollten.
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