Beitrag 2 der Blogreihe „Wie sich Unternehmen für die Zukunft wappnen“, in der wir Ihnen verschiedene Unternehmen und ihre mutigen, pragmatischen und innovativen Ansätze vorstellen. Diese zeigen: Es lohnt sich auch in schwierigen Zeiten, anzupacken und Veränderungen aktiv mitzugestalten. Heute: Die Henrich Schröder GmbH.
Das mittelständische Familienunternehmen für Sanitär-, Heizungs- und Lüftungssysteme „Henrich Schröder GmbH“ aus Gütersloh steht vor vielen Herausforderungen. Ganz oben auf der Liste: der durch den demografischen Wandel verursachte Fachkräfte- und Bewerber:innenmangel. Die Zeiten, in denen Unternehmen aus zahlreichen Bewerber:innen auswählen konnten, sind vorbei. Von fertigen Gesell:innen oder Meister:innen kommen kaum noch Bewerbungen herein. Die Lösung? Selbst ausbilden: Von den rund 70 Mitarbeitenden der Henrich Schröder GmbH sind aktuell 22 Auszubildende. Das Unternehmen setzt bewusst auf eigene Nachwuchsförderung, um die Qualität der Fachkräfte sicherzustellen. Doch um Azubis zu gewinnen, reicht es nicht mehr, eine Stellenausschreibung zu veröffentlichen: „Wir müssen aktiv auf die jungen Menschen zugehen,“ sagt Lisa Schröder, Personalbeauftragte bei der Henrich Schröder GmbH. Sie macht das unter anderem bei verschiedenen Veranstaltungen, aber auch über Social Media, wo sie das Unternehmen präsentiert und nach Mitarbeitenden sucht. Auch die Zusammenarbeit mit Schulen, insbesondere mit Sozialarbeiter:innen und mit Ausbildungskoordinator:innen stellt eine Lösung dar, um mit weiteren Schüler:innen in Kontakt zu treten. „Kürzlich haben wir uns auf der Veranstaltung ‘Tag der Betriebe‘ präsentiert. Die Verhältnisse haben sich zu Gunsten des Nachwuchses verschoben. Früher hätte man das ‘Ausbildungstag‘ oder ‚Bewerbertag‘ genannt“, sagt Lisa Schröder, „nun bewerben wir uns als Unternehmen bei den potenziellen Azubis.“ Das hat unmittelbare Folgen für das Unternehmen: „Der Personalbereich und die -akquise sind keine Themen mehr, die man so nebenbei machen kann. Da muss Struktur rein, da muss sich einer hinsetzen und daran arbeiten“, so Schröder.
Genauso wichtig wie das Gewinnen neuer Fachkräfte ist es, bestehende Mitarbeitende im Unternehmen zu halten. Die Henrich Schröder GmbH setzt dabei auf mehrere Maßnahmen:
Gute Leistung wird entsprechend entlohnt: Neben einer teils übertariflichen Bezahlung der Mitarbeiter:innen, können auch Azubis bei überdurchschnittlichen Leistungen bis zum Doppelten der gesetzlichen Ausbildungsvergütung entlohnt werden
Verschiedene Zusatzleistungen dienen der Wertschätzung der Mitarbeiter:innen und ermöglichen Teilhabe: Neben der Ausgabe von Gutscheinen, der Kostenübernahme für das Fitnessstudio und für den Anhängerführerschein von Azubis, hat die Henrich Schröder GmbH eine Beteiligungsgesellschaft für Ihre Mitarbeiter:innen gegründet. Diese ermöglicht Ausschüttungen, je nach Performance des Unternehmens. Weitere Benefits bieten eine private Krankenzusatzversicherung und Altersvorsorge.
Regelmäßige Mitarbeitergespräche und gute Kommunikation fördern ein gutes Arbeitsklima und Transparenz: ein zentrales Instrument ist dabei die „Blaue Runde“ – ein monatliches Meeting für alle Mitarbeitenden. Hier werden aktuelle Themen besprochen, Herausforderungen gemeinsam analysiert und auch Bilanzen transparent gemacht. Wer vor einem Problem steht, kann hier offen darüber sprechen und sich Rat von Kolleg:innen holen. Ergänzend gibt es das „Blaue Blatt“, ein Rundschreiben mit allen wichtigen Informationen. Hier finden sich zum Beispiel Kundenbewertungen und Berichte über positive Entwicklungen. Auch der informelle Austausch wird aktiv gefördert. Gespräche ‚zwischen Tür und Angel‘ sind ausdrücklich erwünscht, damit sich Mitarbeitende mit ihren Anliegen jederzeit melden können und keine hohe Hemmschwelle entsteht.
Die Henrich Schröder GmbH ist in den vergangenen 10 Jahren schnell gewachsen, von ca. 25 Mitarbeiter:innen auf rund 70. Es wurde erkannt, dass es dadurch mehr Hierarchieebenen und Führungspositionen braucht. Es gibt nicht mehr den einen Chef, der sich um alles kümmert, sondern eine Geschäftsleitung und mehrere Teams, die jeweils eine Führungskraft haben. Damit die Teamleiter:innen diese Rolle gut ausfüllen können, hat das Unternehmen ein Coaching für Führungsthemen organisiert. Die Schulung war ein zentraler Baustein für die erfolgreiche Umstrukturierung.
Neben der Fachkräftesicherung und -führung steht das Unternehmen vor der Herausforderung, auf politische Entscheidungen flexibel und schnell zu reagieren. Das Unternehmen hat sich daher beispielsweise auf Wärmepumpen in Kombination mit Photovoltaik spezialisiert. Neue Öl- oder Gasheizungen baut die Henrich Schröder GmbH nicht mehr ein. Um diesen Wandel erfolgreich zu meistern, hat das Unternehmen alle Monteure mit einem Kälte-Schein weitergebildet, mit dem sie die notwendige Expertise für Wärmepumpen erhalten. Diese beiden Beispiele zeigen: Für die Henrich Schröder GmbH ist Weiterbildung ein Instrument für Anpassungsfähigkeit. Lisa Schröder betont jedoch, dass schnelle Anpassung herausfordernd ist, gerade wenn ständig neue Förderbedingungen gelten, wie im Prozess rund um das Gebäudeenergiegesetz. Auch die Beratung der Kunden, wann sie Förderungen beantragen sollten, war und ist durch die vielen Änderungen der Förderrichtlinien sowie die ungewissen zukünftigen Entwicklungen in diesem Bereich herausfordernd.
Die Henrich Schröder GmbH zeigt eindrucksvoll, wie Unternehmen mit Innovationssinn und lösungsorientiert erfolgreich auf Transformationstreiber reagieren können: wer langfristig wettbewerbsfähig sein will, braucht eine Mischung aus aktiver Nachwuchsförderung, fairen Arbeitsbedingungen, offener Kommunikation und kontinuierlicher Weiterbildung. Lisa Schröder hat daher beim Future Skills Summit 2025 der Bertelsmann Stiftung ihre Perspektive zum Gelingen von Veränderungen eingebracht.
Im nächsten Blogbeitrag stellen wir die Entwicklung des Seminarhotels Paulinenhof vor.
Den Link zur aktuellen Studie finden Sie hier.
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