Im Rahmen eines Pilotprojektes können ausgewählte Bildungsträger das Programm zur Messung beruflicher Handlungskompetenzen nutzen. Voraussetzung ist, dass es öffentlich geförderte Arbeitsmarktprojekte sind.

Mit MYSKILLS können Bildungsträger ihr Leistungsportfolio um einen wichtigen Baustein ergänzen. Welchen Mehrwert MYSKILLS für die Arbeit der Jobcoaches und damit auch für die Kundinnen und Kunden von Bildungsträgern hat, sei am Beispiel der TERTIA Berufsförderung GmbH & Co. KG dargestellt. Weitere vier Bildungsträger, die MYSKILLS anbieten, von Neumünster bis München, finden Sie hier. Die Liste wird fortlaufend aktualisiert, sobald neue Bildungsträger MYSKILLS anbieten.

Drei Piloten starten erfolgreich innerhalb von einer Woche

Seit Oktober laufen die Vorbereitungen für den Einsatz von MYSKILLS an vier Standorten der TERTIA. Drei von ihnen starteten mit den MYSKILLS-Testungen im Dezember. Im Projekt „Spotlight“ – ein Förderzentrum in der Wiesenstraße in Düsseldorf – fand der erste Launch statt: Sechs Kundinnen und Kunden absolvierten in den Berufen Altenpflegehelfer:in, Fachkraft Metalltechnik (Konstruktionsmechanik), Fachlagerist:in, Koch/Köchin und Maschinen- und Anlagenführer:in entsprechende Programme, die alle erforderlichen Kompetenzen im jeweiligen Berufsbild messen. In Nürnberg und Köln nahmen an den darauffolgenden Tagen je elf und zehn Kund:innen teil.

Sechs Erfolgsfaktoren für eine straffe Implementierung

Im Verlauf der Pilotierungen mit den verschiedenen Bildungsträgern hat sich folgende Schrittfolge herauskristallisiert und bei der Implementierung mit der TERTIA erfolgreich bestätigt:

  • Die Geschäftsführung ist vom Produkt MYSKILLS überzeugt, unterstützt den Piloten und steht immer für die Online-Auftakt-Veranstaltungen mit den jeweiligen Niederlassungs- und Standortleitern zur Verfügung. Ebenso nimmt sie sich Zeit, die Bedarfsträger – lokale Jobcenter und Arbeitsagenturen – ins Boot zu holen.
  • In zwei Schritten werden die weiteren Beteiligten geschult. In einem Basisschulungstermin kommen alle Jobcoaches, Sozialpädagogen, Praxisanleiterinnen, Arbeitgeberkoordinatoren und ihre Führungskräfte zusammen. So ist sichergestellt, dass jede und jeder über die Vorteile von MYSKILLS informiert ist und weiß, wie der Pilotprozess funktioniert, für welche Kundinnen und Kunden MYSKILLS geeignet ist sowie wer welche Aufgaben übernimmt.
  • Nach ca. drei Wochen Zeitversatz erfolgt die zweite Schulung. Ausgewählte Mitarbeitende lernen, was sie in ihrer Rolle als Testmanager bei der eigentlichen Testung zu tun haben.Bis dahin haben die betreuenden Jobcoaches ausreichend Teilnehmende der bestehenden Maßnahmen ausgewählt und motiviert, an dem computerbasierten Test teilzunehmen. Wenn es sich um Langzeitarbeitslose handelt, haben manche schlechte Lern- und Prüfungserfahrungen gesammelt. Dann sind die Jobcoaches besonders gefragt in ihrer Rolle als „Mut-Macher“.
  • In gewohnt professioneller Art wird die technische Implementierung beim Bildungsträger vom langjährigen Projektpartner DIPF Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Frankfurt übernommen. Dabei müssen sie MYSKILLS im jeweiligen individuellen IT-Umfeld einer Bildungsträgerorganisation lauffähig machen.
  • Am Tag nach der Testmanager-Schulung findet der MYSKILLS-Launch statt. Die Testmanager können sofort ihr neu gewonnenes Wissen anwenden und erleben, welchen Mehrwert MYSKILLS ihrem Kollegium und ihnen bietet. Was besonders motiviert: Sie erleben, wie manch ein:e Teilnehmer:in das erste Erfolgserlebnis seit langem hat. MYSKILLS macht es einem Menschen möglich zu zeigen, was er in einem Beruf kann – egal, wo und wie gelernt.
  • Zeitnah nach der Testung treffen sich alle Beteiligten zu einer gemeinschaftlichen Fallbesprechung. Dabei wird das Ergebnis jedes einzelnen MYSKILLS-Teilnehmenden besprochen. Angereichert um Fakten zu Lebenslauf, individuellen Hemmnisse und Beobachtungen der Testmanager während der Testung (Motivation, Konzentrationsvermögen, sprachliche Besonderheiten) entwickelt das Kollegium den Plan für nächste sinnvolle Förderschritte, die den Teilnehmenden in Arbeit bringen können. Gemeinsam mit dem Bedarfsträger kann so eine valide Entscheidung getroffen werden.

Eine weitere Beobachtung von mir als begleitendem Projektmanager der Stiftung: Die Jobcoaches kennen ihre Kundinnen und Kunden sehr gut bzw. begleiten sie über eine längere Wegstrecke im Rahmen der verschiedenen Integrationsmaßnahmen. Daher gelingt es ihnen, MYSKILLS als wichtigen Diagnostik-Schritt zum passenden Zeitpunkt anzubieten. Die Teilnehmenden sind motiviert und können MYSKILLS in einer Umgebung absolvieren, die sie kennen, betreut von Menschen, denen sie vertrauen.

Der Jobcoach kann das MYSKILLS-Ergebnis zeitnah mit dem Teilnehmenden besprechen und begleitet sie auch danach in den nächsten Schritt – sei es ein neuer Job oder eine Qualifizierung, um neue berufliche Kompetenzen aufzubauen.

Die guten Ergebnisse in Düsseldorf haben alle Beteiligten freudig überrascht. Fünf der sechs Teilnehmenden zeigten Dank MYSKILLS durchweg hohe Kompetenz in den verschiedenen betrieblichen Einsatzfeldern. Ein toller Erfolg für die Maßnahmeteilnehmer, die gestärkt den Raum verließen, nachdem sie ein kurzes Zwischenfeedback bekommen hatten und einen Termin zur ausführlichen Besprechung vereinbarten!

Zwei MYSKILLS-Teilnehmer im Kurzportrait

Einer der Teilnehmer rumänischer Herkunft mit Erfahrungen als Schweißer hatte sich nach einer Selbsteinschätzung mit www.meine-berufserfahrung.de für das Programm „Fachkraft Metalltechnik“ entschieden. Mit seinem guten MYSKILLS-Ergebnis besteht die Möglichkeit, per AVGS (Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein) ein Sprach-Coaching zu bekommen (beherrscht derzeit Deutsch nur auf B1-Niveau) und als Förderung berufliche Weiterbildung die notwendigen Schweißerscheine machen können, die er benötigt, um in Deutschland arbeiten zu dürfen.

Ein Teilnehmer, 57, Deutscher, immer wieder arbeitslos als Lagerarbeiter, erzielt ein Top-Ergebnis bei MYSKILLS. Jobcoaches können mithilfe eines solchen Ergebnisses erkennen, dass es nicht immer an fehlenden beruflichen Kompetenzen liegt, sondern auch auf Defizite im Bereich der Social Skills eingehen. Zusätzlich kann der „TERTIA-Arbeitgeberkontakt“ in einem solchen Fall mit Erwartungsmanagement beim potenziellen Arbeitgeber vorbeugen. Gepaart mit dem sehr guten Ergebniszertifikat kann man dem Arbeitgeber bspw. erklären, dass der Teilnehmer fachlich kompetent ist, aber Toleranz im „Zwischenmenschlichen“ benötigt.

Was das tourende MYSKILLS-Implementierungsteam an allen drei Standorten als besonderen Erfolg wahrgenommen hat: Schon in der Mittagspause fragten weitere Maßnahmenteilnehmende nach nächsten MYSKILLS-Terminen. Die Teilnehmenden hatten von ihren MYSKILLS-Erfahrungen berichtet. Gute Nachrichten verbreiten sich schnell und gutes Beispiel macht Schule! ?

Im neuen Jahr werden als nächste Standorte Aachen, Berlin und Krefeld starten.