Die Anerkennung on von informellem und non-formalen Lernen ist ein großer Hebel zur Fachkräftesicherung. Das BVaDiG (Berufsbildungsvalidierungs- und Digitalisierungsgesetz) setzt die Rahmenbedingungen, um ihn zu bewegen. Damit es Wirkung entfaltet, wurde jetzt die „Servicestelle Validierung“ eingerichtet.
BMBF Projekt Servicestelle Validierung
Das BMBF geförderte Projekt mit einer Laufzeit von 01.11.2024 – 31.10.2026 stellt einerseits den Kompetenztransfer aus den Vorprojekten Valikom und Valikom Transfer sicher. Die Landes-Gewerbeförderungsstelle des nordrhein-westfälischen Handwerks e. V. (LGH), die mit dem Westdeutschen Handwerkskammertag ValiKom Transfer geleitet hat, wird auch die Servicestelle koordinieren. Andererseits hat das Projekt folgende konkrete Aufgaben laut Stellungnahme der Bunderegierung zur Entschließung des Bundesrats zum BVaDiG:
- Bekanntmachung des Validierungsangebotes bei Betrieben, Multiplikatoren, externen Beratungsstellen und Bildungsdienstleistern
- Know-How-Aufbau bei den durchführenden Stellen (Kammern, Feststeller/innen)
- Strukturaufbau, um in Abstimmung auch mit den Spitzenverbänden der Wirtschaft eine einheitliche Verfahrensumsetzung zu gewährleisten, u.a.:
- Bestimmung von Feststellungsinstrumenten
- Unterstützung beim Aufbau der Validierungsstrukturen in neuen Berufen
- Qualitätssicherung
- Netzwerkaufbau
Servicestelle Validierung muss vor allem für Verbreitung sorgen
Angesichts von 9 Jahren Vorerfahrungen mit den notwendigen Strukturen und Prozessen in den Projekten Valikom und Valikom Transfer scheint mir dem ersten der drei Aufträge ganz klar die größte Bedeutung zuzukommen. Vielmehr noch sollte das neue Kompetenzfeststellungsverfahren auch bei der eigentlichen Zielgruppe, den informell Qualifizierten selbst, unbedingt bekannter werden.
In Frankreich ist das entsprechende Verfahren VAE (validation des acquis de l’expérience) so breit bekannt – mehr als die Hälfte aller 2016 Befragten kannten das Verfahren – dass mir selbst eine Zufallsbekanntschaft auf einem Campingplatz an der Loire davon berichtete.
Entsprechend durchlaufen mehrere Zehntausend Kandidat:innen das Verfahren pro Jahr. In Deutschland nimmt die erfolgreiche Teilnahme an der Externenprüfung aufgrund von Berufserfahrung seit Jahren stetig ab auf zuletzt 15.387 Fälle in 2022. Hier muss die Servicestelle Validierung deutlich mehr liefern als die ursprünglich vom BMBF angepeilten 1.150 Fälle pro Jahr, sonst muss man fragen, warum extra ein Gesetz für so wenig Wirksamkeit beschlossen wurde. Und das bei trotz stagnierendem Arbeitsmarkt immer noch weit verbreiteten Fachkräfteengpässen.
Weiterlesen:
Stellungnahme zum ursprünglichen Referentenentwurf
Einordnung des beschlossenen Gesetzes
Bericht von der Valikom-Abschlusstagung
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