Beratung zu Bildung, Beruf und Beschäftigung ist ein Querschnittsthema. Das muss sie auch sein. Die entsprechenden Zuständigkeiten sind zwischen verschiedenen Ministerien und Behörden auf Bund-, Länder- und kommunaler Ebene verteilt. Das erschwert sowohl die Abstimmung als auch den Aufbau systematischer Beratungsstrukturen. Insbesondere die öffentliche Sichtbarkeit von Bildungsberatung ist davon beeinträchtigt, da sie unter unzähligen Namen firmiert, die Beratungslandschaft äußerst kleinteilig parzelliert ist und diese zudem keine zuverlässige feste Struktur bietet. Der Angebotsmarkt verändert sich ständig.

Idealerweise müsste es – sowohl vor Ort als auch virtuell – etwas geben, wie ein „Zentrum für Beratung zu Bildung, Beruf und Beschäftigung – Die Bildungslotsen“. Ein solches Zentrum wäre eine erste Anlaufstelle für eine neutrale Beratung. Hier sollten verschiedene, bereits existierende Beratungsstellen unter einem Dach versammelt sein, ihre Beratungsangebote darstellen und wie Lotsen bei der Navigation zu den jeweils passenden Angeboten hinführen. Eine zentrale Servicehotline und Internetplattformen könnten das Beratungsangebot vor Ort virtuell und telefonisch ergänzen.

Für eine bessere Form der Beratung bräuchte es nicht unbedingt komplett neue Struktur. Es würde zunächst völlig genügen, die zahlreichen bestehenden Ansätze und Beratungsstrukturen – öffentlicher oder privater Natur – besser zu bündeln, vielleicht unter einer Art Franchisemarke wie „Haus für Beratung zu Bildung, Beruf und Beschäftigung – Die Bildungslotsen“.

Das mag vielleicht wie eine Vision anmuten, aber selbst auf regionaler Ebene ist das Beratungsangebot zum Teil extrem intransparent. Zudem sind die meisten Beratungsstellen eher kleine Einrichtungen mit wenigen Beschäftigten. In manchen Einrichtungen ist Beratung nur eine von vielen Bildungsdienstleistungen. Eine räumliche Zusammenführung in einem Haus (unter Wahrung institutioneller Selbstständigkeiten und Spezifik der Beratung) würde der Beratung eine andere Präsenz in den kommunalen Sozialräumen verleihen. Eine solche Entwicklung hin zu offenen, pluralen Beratungszentren wäre anschlussfähig an Entwicklungen, die kommunale Lernzentren wie in Nürnberg, Unna, Stuttgart oder zukünftig Wolfsburg schaffen wollen (Stang 2011). Grundsätzlich stellt sich die Frage, wie man die vorhandene, vielfältige Arbeit der Bildungsberatung für Erwachsene sichtbarer macht. Ständige Insellösungen und programmbezogene Marketingkampagnen helfen nur begrenzt und sind kaum nachhaltig.

Den vollständigen Text aus der Expertise „Bildungslotsen in der Risikogesellschaft“ von Prof. Dr. Bernd Käpplinger finden Sie hier

Beitragsreihe von Prof. Dr. Bernd Käpplinger

  1. Quo Vadis Bildungsberatung – Auftakt zur Blogreihe von Prof. Dr. Bernd Käpplinger (1/8)
  2. Bildung und Bildungsberatung wirken – Ihr ganzer Nutzen zeigt sich jedoch zeitversetzt (2/8)
  3. Beratung nicht mit Erwartungen und Vorgaben überfrachten (3/8)
  4. Erste Herausforderung: Verlässliche und qualitätsvolle Angebotsstruktur und Stabile Finanzierung sichern! (4/8)
  5. Zweite Herausforderung: Beratung 2.0 – Hybride Beratungsformen forcieren! (5/8)
  6. Dritte Herausforderung: Professionelle Institutionen und qualifizierte Berater – Qualitätssicherung in der Bildungsberatung ausbauen! (6/8)
  7. Vierte Herausforderung: Ein „Haus für Beratung zu Bildung, Beruf und Beschäftigung“ in jeder Kommune – Neue Wege in der Beratungslandschaft gehen! (7/8)
  8. Fünfte Herausforderung: Vom Stigma zur Normalität – Alle immer wieder neu erreichen wollen (8/8)