(Ausbildung ökonomisch betrachtet Teil 1/7)

Duale Ausbildungsmodelle sind international gefragt. Insbesondere Länder mit hoher Jugendarbeitslosigkeit streben danach, ihre beruflichen Ausbildungssysteme praxisnäher zu gestalten, um die Übergänge junger Menschen in den Arbeitsmarkt zu verbessern. Als große Hürde bei der Einführung von dualen Ausbildungsmodellen in Ländern ohne diese Tradition erweist sich dabei die Beteiligung von Unternehmen. Denn ein Staat kann zwar Gesetze erlassen und Rahmenbedingungen schaffen, aber ohne die – freiwillige! – Beteiligung von Betrieben gibt es keine duale Ausbildung. Diese sehen jedoch oftmals nur den  Kostenfaktor.

Die Bildungsökonomen Prof. Dr. Stefan C. Wolter und Prof. Dr. Samuel Mühlemann haben deshalb in den vergangenen Jahren in verschiedenen Ländern empirische Daten rund um das Kosten-Nutzen-Verhältnis erhoben und zudem Kosten-Nutzen-Simulationen durchgeführt, um herauszufinden, unter welchen Bedingungen duale Ausbildung eine Win-Win-Situation für Auszubildende und Betriebe darstellt. Aus diesen Untersuchungen haben die Wissenschaftler sieben übergreifende Erkenntnisse abgeleitet, denen in den kommenden Wochen je ein Blogbeitrag gewidmet ist.

Lektion 1: Das Kosten-Nutzen-Verhältnis beeinflusst die betriebliche Ausbildungsbereitschaft

Spielen Kosten und Nutzen wirklich eine Rolle, wenn es um betriebliche Ausbildungsentscheidungen geht? Oder geht es um soziale Verantwortung, heute CSR (Corporate Social Responsibility) genannt? Die Meinungen dazu gehen durchaus auseinander. Doch was sagt die Empirie dazu? Messungen zu den tatsächlichen Kosten und Nutzen von Ausbildung gibt es bereits seit den 80er Jahren. Im Laufe der Jahrzehnte wurden immer mehr Erkenntnisse gewonnen. Zwei zentrale Ergebnisse aus diesen empirischen Untersuchungen: Ausbildungsentscheidungen wurden sehr wohl nach ökonomischen Kalkülen getroffen. Und die Ausbildungsbereitschaft steigt, wenn die Bedingungen auf dem lokalen Arbeitsmarkt es einem Unternehmen ermöglichen, ein günstigeres Kosten-Nutzen-Verhältnis zu erreichen.

Das bedeutet keineswegs, dass es nicht auch andere Gründe für ein Ausbildungsangebot geben kann – wie z. B. die bereits erwähnte soziale Verantwortung für die junge Generation – aber es bedeutet, dass ökonomische Kalküle einen signifikanten und nachweisbaren Einfluss auf die Ausbildungsentscheidungen haben. Eine durchaus wichtige Erkenntnis, wenn es um die Gestaltung politischer Rahmenbedingungen für Ausbildung geht – von Mindestvergütungen für Azubis bis hin zu Subventionen.

Neugierig geworden? Die ausführliche Fassung dieser und der anderen sechs Lektionen findet sich hier.

Lektion 1
Lektion 2
Lektion 3
Lektion 4
Lektion 5
Lektion 6
Lektion 7