Einige Anmerkungen zu den Ergebnissen des wbmonitors 2013
Der wbmonitor 2013 ist veröffentlicht. Das Kooperationsprojekt von BiBB und DIE liefert jährlich Zahlen zum aktuellen Geschehen auf dem Weiterbildungsmarkt. Grundlage ist eine Umfrage unter Weiterbildungsanbietern. Das Schwerpunktthema dieses Jahres lautete Weiterbildungsberatung. Zeit sich mit diesem Thema noch einmal eingänglicher zu befassen.
Bildungsberatung wird seit Jahren immer wieder heiß diskutiert. Prinzipiell herrscht in Wissenschaft, Praxis und Politik in weiten Teilen Konsens darüber, dass Weiterbildungsberatung sinnvoll ist. Klar, wenn Lebenslanges Lernen für alle Realität werden soll, dann brauchen die Menschen Orientierung. Gerade der Weiterbildungssektor ist mit seinen vielen Anbietern und den vielen Zertifikaten ziemlich unübersichtlich. Da kann man noch so motiviert sein, ohne Unterstützung findet man nur schwer das passende Angebot. Oder man kommt schlicht gar nicht auf die Idee, weil nicht klar ist, welche Weiterbildung das eigene Kompetenzprofil sinnvoll erweitert und für welche konkrete Tätigkeit qualifiziert.
Da ist jemand, der einem Wege aufzeigt unter Umständen Gold wert. Laut wbmonitor führen 85% der befragten Anbieter Weiterbildungsberatung durch. Das ist zunächst einmal erfreulich – sagt aber erst einmal noch nichts über Inhalte, Qualität und Konzepte der Beratung aus. Den größten Anteil der Beratung übernehmen dabei die Volkshochschulen und die wirtschaftsnahen Weiterbildungsanbieter, also Kammern, Berufsverbände etc. Innerhalb dieser Gruppen gaben 84% bzw. 83% an Beratung anzubieten. Das ist schon ziemlich viel, wenn man bedenkt, dass Bildungsberatung in vielen Einrichtungen eine Aufgabe ist, für die nicht unbedingt extra Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Beratung kommt also unter Umständen „on top“ zum Tagesgeschäft. Und nicht nur das: In 45% der beratenden Einrichtungen sind alle BeraterInnen entsprechend geschult.
Ca. 60% der beratenden Anbieter gaben an, dass sie eine allgemeine Orientierungsberatung anbieten. Das bedeutet, sie informieren Weiterbildungsinteressenten über Angebote im eigenen Haus oder bei anderen Anbietern. Orientierung ist offenbar für viele Menschen ein wichtiges Bedürfnis, wenn sie sich mit Weiterbildung auseinandersetzen. Schön, wenn die schon so orientiert sind, dass sie den Weg zu einem Anbieter finden. Schade für all jene, die an dieser Einstiegshürde scheitern. Diesen Menschen fehlt jemand, der sie mal anspricht, sie abholt und sie überhaupt auf das Thema Weiterbildung aufmerksam macht. Das ist zum Beispiel für die sogenannten „Geringqualifizierten“ und „Bildungsfernen“ wichtig, die sich über Weiterbildung z.B. eine bessere berufliche Basis erarbeiten könnten. Nur wissen sie das oft nicht. Oder sie haben Angst doch aus dem Erwachsenenleben wieder in eine Schulsituation zurück zu müssen, zehnte Klasse eben.
Es ist schön, dass offenbar viele Weiterbildungsanbieter das Thema Beratung ernst nehmen. Ich würde sogar kühn behaupten, dass ein kompetentes Weiterbildungsberatungsangebot in wenigen Jahren zu einem wichtigen Alleinstellungsmerkmal für Anbieter werden wird. In allen anderen Bereichen gehe ich als Kunde ja schließlich auch dahin, wo ich mich am besten beraten gefühlt habe. Und nicht zuletzt wird Beratung in dem Maße wichtiger werden, wie Kompetenzfeststellung und -anerkennung ein Thema wird. Laut aktuellem wbmonitor immerhin für 28% der beratenden Anbieter ein Thema – Tendenz in den nächsten Jahren ganz sicher steigend.
Auf dem Weg dahin sind aber auch noch einige Fragen offen: was machen die übrigen Anbieter, die bisher nicht beraten? Und vor allem: sollte Weiterbildungsberatung allein eine Anbietersache sein? Keine Frage, da wird gute Arbeit gemacht, aber was wenn gerade in meinem Kreis oder meiner Stadt kein Beratungsangebot da ist? Oder die Beratung sich doch nicht so sehr an meinen Bedürfnissen als Lerner, sondern mehr an dem Wunsch des Anbieters ein Seminar zu verkaufen orientiert? Dann habe ich als potentieller Interessent ein Problem. Oder ich werde eben überhaupt kein Interessent, weil das Thema Weiterbildung in meinem Alltag einfach nicht vorkommt. Da verschenken wir Potentiale, gesellschaftlich und individuell.
Sinnvoll wäre eine flächendeckende, transparente, trägerübergreifende Bildungsberatung mit einheitlichen Qualitätsstandards, die Orientierung bietet. Sicher, die will finanziert sein. Das Personal, die Räume – das kostet alles. Und Bildungsberatung ist kein Geschäft, in dem man Ursache und Wirkung direkt und unmittelbar belegen kann. Und trotzdem: wenn wir Lebenslanges Lernen ernst nehmen wollen, dann gehört eine gute Bildungsberatung dazu. Nicht nur als „goodie“ für diejenigen, die sich notfalls auch selbst hätten helfen können, sondern auch als Türöffner für Menschen, die gerne die zehnte Klasse nachholen würden, nur eben als Erwachsene und nicht mit dem gleichen Gefühl wie damals in der Schule.
Kommentar schreiben