Beitrag 4 der Blogreihe „Wie sich Unternehmen für die Zukunft wappnen“, in der wir Ihnen verschiedene Unternehmen und ihre mutigen, pragmatischen und innovativen Ansätze vorstellen. Diese zeigen: Es lohnt sich auch in schwierigen Zeiten, anzupacken und Veränderungen aktiv mitzugestalten. Heute: Die ASYS Automatisierungssysteme GmbH.
Die ASYS Automatisierungssysteme GmbH stellt maßgeschneiderte Maschinen und Automatisierungstechnik für die Elektronik-, Solar- und Life-Science-Branche her. Folglich erfordert schon die Kerntätigkeit des Unternehmens stetige Anpassungsfähigkeit. Die Firma entwickelte sich nach der Gründung 1992 zur ASYS Group mit mehr als 12 Standorten weltweit und rund 1.500 Mitarbeiter:innen. Der Hauptsitz ist in Dornstadt in Baden-Württemberg mit ca. 900 Mitarbeiter:innen.
Die größte Herausforderung für das Unternehmen ist derzeit der schnelle Wandel der Einsatzbereiche, unter anderem durch die zunehmende Digitalisierung. Dadurch entstehen Kompetenzlücken und eine Besetzung von Stellen mit entsprechend qualifiziertem Personal wird erschwert. Elektoniker:innen verrichten beispielsweise heutzutage in der Regel andere Tätigkeiten als die in der Ausbildung gelernten. „Befähigung durch regelmäßige und passgenaue Weiterbildung von Mitarbeiter:innen und Azubis sind daher wichtiger denn je, um Kompetenzprofile und Tätigkeitsprofile wieder auf einen Nenner zu bringen“, sagt Ausbildungsleiter Tommy Raith.
Zunächst einmal müssen dazu jedoch die Kompetenzen der Mitarbeiter:innen erfasst werden. Das passiert bei ASYS systematisch mithilfe einer Matrix, um bestmögliche Besetzungen von Personen zu Aufgaben zu realisieren. Dazu lohnt es sich auch die Kompetenzen der Menschen mehr in den Blick zu nehmen, die sie außerhalb der formalen Bildungskette erworben haben. „Wir ermitteln in Gesprächen mit den Mitarbeiter:innen: Wer kann was und wer macht was, auch in der Freizeit. Und wie kann man das für den Betrieb nutzen? Ich selbst bin Ausbildungsleiter geworden, weil ich in meiner Freizeit schon Jugendarbeit gemacht habe und dadurch Erfahrung im Umgang und dem Training von jungen Menschen habe. Mir wurde daher zugetraut, die Ausbildungsabteilung der Firma aufzubauen“, so Raith. Diese informell erworbenen überfachlichen Kompetenzen haben bei der ASYS Group einen hohen Stellenwert. Außerdem bringt die Technologisierung Veränderungen in Fertigungsprozessen mit sich, die eine größere Bandbreite von Kompetenzen der Mitarbeiter:innen erfordern. „Die „Metaller:innen“ benötigen heutzutage auch Skills im Bereich Elektrotechnik, da inzwischen viel über Patchkabel läuft. Unsere Mitarbeiter:innen müssen interdisziplinärer aufgestellt sein als früher. Dadurch hat z. B. der Beruf des Mechatronikers Aufschwung erfahren, weil dieser die Schnittstelle zwischen Metall- und Elektrotechnik bildet“, berichtet Tommy Raith.
Aus diesem Grund müssen auch Ausbildungsprozesse häufiger angepasst werden: Dabei ist immer zu beachten, welche überfachlichen Kompetenzen relevant sind, welche Bedürfnisse die Azubis von heute haben und welche technischen Innovationen aufzugreifen sind. Kreativität, aber auch den Mut, Fehler zu machen, lernen die Azubis bei ASYS, indem sie in einem Projekt eine eigene Maschine entwickeln, die dann auf Messen ausgestellt wird. In der Vergangenheit wurde dabei z. B. eine Maschine entwickelt, die Werbegeschenke ausgibt. Der Ausbildungsleiter berichtet, dass den Auszubildenen in dem Projekt viel Freiheit bei der Entwicklung gelassen wird. „Sie machen dabei zwar vielleicht mehr Fehler als bei strikter Anweisung, aber die Eigeninitiative, die Kreativität und der Ehrgeiz, am Ende ein perfektes Ergebnis zu erzielen, sind enorm – wichtige Skills von Mitarbeiter:innen, die sich positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens auswirken“, so Raith. Um junge Menschen bedarfsgerecht auszubilden, wird das Ausbildungspersonal bei der ASYS Group regelmäßig geschult, fachlich, aber auch zwischenmenschlich, da die Menschlichkeit und das Zusammenwirken zwischen Ausbilder:in und Azubi das A und O für erfolgreiche Nachwuchsbildung im Unternehmen ist.
Change-Prozesse, sei es in Arbeits- oder Ausbildungsprozessen, finden viel häufiger als noch vor 30 Jahren im Unternehmen statt, um den Anschluss im Wettbewerb nicht zu verpassen. „Erfolgreiche Veränderungsprozesse erzielen wir der Erfahrung nach nicht, indem externe Unternehmensberater:innen uns nach kurzer Beobachtung sagen, was wir ändern müssen, sondern, indem wir Mitarbeiter:innen befragen und sie Change-Prozesse anstoßen und mitgestalten lassen. Es braucht Lösungen, die alle mittragen, auch wenn diese manchmal ihre Zeit brauchen“ berichtet Raith. Deshalb finden im Unternehmen z. B. regelmäßige Reflexionsgespräche zu Produkten und Fertigungsprozessen statt und zwar direkt an der Maschine mit den Konstrukteur:innen, die sie bedienen. „Wir haben zudem einen Briefkasten für Verbesserungsvorschläge, mit denen die Belegschaft proaktiv auf Herausforderungen hinweisen kann. Nur so kann echte Veränderungsbereitschaft und damit einhergehend auch Weiterbildungsbereitschaft bei den Mitarbeiter:innen hergestellt werden und eine Unternehmenskultur, die Raum für Kreativität bietet, gefördert werden“, so Raith.
Aus dieser Change-Philosophie entstehen immer neue Ideen für Anpassungen, die im Unternehmen Stück für Stück angegangen werden. Mit Blick auf mehr Nachhaltigkeit wird aktuell an einer Lösung gearbeitet, um das Verpackungsmaterial zu reduzieren und die Abwärme von Fertigungsmaschinen für die Beheizung von Büroräumen zu nutzen. Eine Change-Philosophie, die auch zu der enormen Expansion des Unternehmens seit der Gründung beigetragen hat.
Den Link zur aktuellen Studie finden Sie hier.
Alle Beiträge dieser Blogreihe:
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