Fast jede:r von uns hat bereits Online-Stellenanzeigen gelesen (OJA – Online Job Advertisements). Sie enthalten Informationen darüber, welcher Beruf gesucht wird, wo eine Stelle zu besetzen ist und welche Kompetenzen die Bewerber:innen mitbringen sollen. Diese Informationen sind nicht nur für Bewerber:innen relevant, sondern auch für die Analyse des Arbeitsmarktes von großem Interesse.
Doch wie analysiert man Online-Stellenanzeigen – vor allem Millionen von Online-Stellenanzeigen? Die Bertelsmann Stiftung und das Bundesinstitut für Berufsbildung haben dafür den OJA Guide initiiert. Er zeigt auf, welche Herausforderungen die Analyse von Online-Stellenanzeigen mit sich bringt, gibt einen Überblick über verschiedene methodische Ansätze und empfiehlt welche Qualitätskriterien zu berichten sind. Verfasst wurde der OJA Guide von Johannes Müller von &effect. Eingeflossen sind Anmerkungen und Best Practices von verschiedenen Akteuren aus der OJA-Community.
Der OJA Guide als interaktive Website
Die Analyse von Online-Stellenanzeigen ist komplex und beinhaltet viele Schritte, die nicht immer linear verlaufen. Aufgrund dessen wurde der auf Englisch verfasste OJA Guide nicht als starres PDF konzipiert, sondern als Website. Die Vorteile sind, dass Informationen über verschiedene Zugänge verfügbar sind und zusammenhängende Themen über Links verknüpft sind. Außerdem lassen sich die methodischen Ansätze so einfacher aktualisieren.
Einer der Zugänge zu den Informationen führt über den OJA-Lifecycle. Die Idee des Lifecycles ist, alle Phasen zu betrachten, die ein OJA-Datensatz durchläuft: von der Erfassung als unstrukturierte Daten über die Umwandlung in einen bereinigten und angereicherten Datensatz bis hin zu Analyse. Um den OJA-Datensatz von der ersten in die letzte Phase zu bringen, sind sechs Schritte notwendig. Jeder dieser sechs Schritte wie zum Beispiel die Data Collection wird ausführlich beschrieben und mit Videos, Beträgen der OJA-Community, Hinweisen und Tipps sowie Quellen unterlegt.
Ein weiterer Überblick zu den Informationen kann über die Zugänge Herausforderungen und Methoden gewonnen werden. Bei beiden Zugängen sind die Herausforderungen beziehungsweise Methoden nach den Schritten des OJA-Lifecycles sortiert. Im ersten Schritt der Data Collection treten beispielsweise folgende Herausforderungen auf:
- Wo findet man OJA-Daten?
- Wie sammelt man OJA-Daten?
- Wie speichert man OJA-Daten?
Hinter jeder dieser Herausforderungen befindet sich ein Link, der entsprechende Informationen an die Hand gibt. Das gleiche Schema gilt für den Methoden Zugang, bei dem Themen wie Web Scraping, Textsegmentation oder Entwicklung von Taxonomien aufgeführt werden. Neben den verschiedenen Zugängen gibt es einen Überblick über aktuelle Literatur und Projekte. Der OJA Guide richtet sich vor allem an Wissenschaftler:innen beziehungsweise Data Scientists, die sich einen Überblick über methodische Ansätze bei der Analyse von Online-Stellenanzeigen verschaffen wollen und auf der Suche nach Best Practices sind.
Neugierig geworden? Hier geht es zum OJA Guide: https://www.oja-guide.de/
Vorteile Online-Stellenanzeigen: Schnell verfügbar und regional
Die Analyse von Online-Stellenanzeigen ist sehr hilfreich, um die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt zu analysieren. Ein Vorteil ist, dass eine große Anzahl an Stellenanzeigen dank Algorithmen tagesaktuell ausgewertet werden kann. Damit liegen Ergebnisse wesentlicher schneller vor als bei Befragungen oder anderen Erhebungsmethoden. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Daten auf regionaler Ebene, also auf der Ebene von Kreisen und kreisfreien Städten, zur Verfügung stehen und nicht nur auf Landesebene oder nationaler Ebene.
Viele Informationen aus den Stellenanzeigen können verwendet werden, um verschiedene arbeitsmarktrelevante Fragen zu beantworten. Welche Berufe werden in welcher Region besonders stark nachgefragt? Welche Kompetenzen sind relevant? Hat sich die Nachfrage über die Zeit verändert? Erste Analysen von Online-Stellenanzeigen sind für alle Interessierten auf dem Jobmonitor der Bertelsmann Stiftung frei zugänglich. So bietet der Jobmonitor beispielsweise Orientierung für regionale Arbeitsmarktakteure, die ihre Maßnahmen gezielt an dem aktuellen Bedarf ausrichten wollen.
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