Aus dem Englischen übersetzt / Originaltext siehe unten:
Vor einem Jahr, als ich anfing ehrenamtlich tätig zu werden, um Flüchtlingen zu helfen sich in Deutschland zu integrieren, hatte ich einige aufschlussreiche Erfahrungen. Ihre Stärke und Entschlossenheit beeindruckte mich dabei jeden Tag aufs Neue. Man könnte vermuten, dass ihre schwerste Hürde der Weg nach Deutschland ist. Ich dachte das so und auch einige der Geflüchteten, mit denen ich zusammen arbeitete. Nun wissen wir, dass die Realität nicht ferner liegen könnte. Migranten, vor allem Flüchtlinge, stehen zahlreiche Hürden gegenüber, sobald sie unser Land betreten haben. Im Folgenden beschreibe ich einige der Herausforderungen, denen Flüchtlinge in Deutschland häufig gegenüberstehen:
Deutsch sprechen und Deutsch lernen
Ich bin in Indien geboren und dort aufgewachsen. 2002 kam ich für mein Masterstudium nach Deutschland und habe bis dato über ein Drittel meines Lebens in diesem wundervollen Land verbracht, einem Land, das ich jetzt als meine Heimat bezeichne. Deutsche beherrschen ausgesprochen entwickelte Sprachkenntnisse: fast jeder Deutsche mit dem ich bisher gesprochen habe konnte mindestens zwei Sprachen sprechen, manche sogar drei. Als Muttersprachler in Englisch fand ich es zunächst erdrückend der Deutschen Sprache mächtig zu werden. An der Universität haben meine Kommilitonen und Freunde die Möglichkeit genutzt, mit mir Ihr Englisch zu üben und zu perfektionieren. Ich musste sie dann häufig daran erinnern, mit mir auch in Deutsch zu sprechen, damit der Übungseffekt auf Gegenseitigkeit beruht. Nach allem war es nur eine Frage der Zeit, bis ich die Sprache anfing zu lernen. Meine Position hat sich seitdem nicht verändert, noch immer lerne ich neues Vokabular und neue Ausdrucksweisen.
Allerdings haben viele meiner Freunde aus Indien und anderen englischsprachigen Ländern den einfacheren Weg gewählt, nämlich Ihre sozialen Kontakte in Deutschland auf Englisch aufzubauen. Oftmals waren sie auch weniger motiviert das viele Vokabular und die verschiedenen Nuancen und Ausdrucksweisen, welche die deutsche Sprache auszeichnen, zu erlenen. Ich empfinde Deutschland als eine offene und multikulturelle Gesellschaft.
Man könnte auch nach Deutschland kommen, und im täglichen Leben problemlos ohne Deutsch auskommen.In den über 14 Jahren, die ich hier gelebt habe, habe ich die Deutschen als ein sehr verständnisvolles Volk kennengelernt, welches sich auch einsetzt Ausländern, die der Sprache nicht mächtig sind, ein möglich komfortables Leben zu ermöglichen und ihnen zu helfen. Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass Zuwanderer z.B. zum Zweck der Sozialisation mit den lokalen Bewohnern, für Behördengänge oder einfach nur um Essen zu kaufen/bestellen, Deutsch lernen sollten. Viele Flüchtlinge und Einwanderer nehmen an Kursen der Volkshochschule oder anderer Institutionen teil. Aber solche mit weniger akademischen Qualifikationen finden es oft schwierig Deutsch zu lernen, vor wenn sie schon zu Anfang nur mangelhafte Lese-und Schreibfähigkeit in ihrer eigenen Muttersprache besitzen.
Beschäftigung
Auch wenn die meisten Flüchtlinge und Einwanderer anfangs dankbar so ziemlich jeden verfügbaren Job annehmen, ist es für sie doch sehr schwierig anschließend eine Arbeitsstelle zu finden, die ihren jeweiligen Qualifikationen und Kompetenzen gerecht wird und ihnen berufliche Aufstiegschancen ermöglichen.
Von den nicht dokumentierten Einwanderer einmal abgesehen (ihnen stehen noch viel größere Hürden im Weg), sind mangelhafte deutsche Sprachkenntnisse die größte zu überwindende Hürde um in vielen Positionen eine reale Chance zu bekommen. Zumindest Basiskenntnisse müssen überall vorhanden sein. Selbst Flüchtlinge und Einwanderer, die zu Hause eine sehr gute Ausbildung genossen haben und dort auch wohlsituierte Positionen inne hielten, finden es immer frustrierender, dass sie in Deutschland nicht mehr die gleichen Berufe ausführen dürfen. Arbeitgeber bevorzugen normalerweise gesammelte Erfahrung in Deutschland und auch ausländische Zertifikate werden oftmals nur über viele Umwege anerkannt. Bei weniger sittlichen Unternehmen und Arbeitsstellen werden Flüchtlinge und Einwanderer oftmals Opfer der Diskriminierung und Ausbeutung. Manche Arbeitgeber benutzen die Verzweiflung und die Not, auf gar keinen Fall die Arbeit verlieren zu dürfen, zu ihrem Vorteil, und lassen sie wenig wünschenswerte, teils gefährliche, Tätigkeiten ausführen. Vor allem Migranten ohne Papiere, die glauben keine Rechte zu besitzen, und auch solche ohne Deutschkenntnisse, fallen diesen rücksichtlosen Organisationen vermehrt zum Opfer.
Global gesprochen nimmt die Deutsche Unternehmenscommunity den jüngsten Zuwachs an Flüchtlingen aber als eine echte Chance wahr: um den Fachkräftebedarf zu decken, um Unternehmen beim Wachstum zu helfen sowie Deutschlands Wohlstand langfristig zu sichern. Deutschland ist ein Land, das millionenfache Einwanderung schon von den 1960er Jahren kennt. Nun muss Deutschland aber seine Einwanderungsgesetze verändern, um dem gegenwärtigen Zustrom Herr zu werden. Asylantragverfahren laufen oft viele Monate ohne Rückmeldung der behördlichen Seite und so entsteht eine enorme Unsicherheit unter den Flüchtlingen, was ihre realen Bleibeperspektiven betrifft.
Bis Anträge bearbeitet wurden haben sie Schwierigkeiten eine Arbeit oder ein Studium aufzunehmen. Nach dem derzeitigen EU Gesetzgebungsverfahren (Dublin Übereinkommen) können Flüchtlinge nur in dem Land Asylstatus bekommen, indem sie zuerst registriert wurden bzw. nachweislich zuerst eingereist sind. In den letzten Monaten hat man aber in Deutschland diese Verordnung gelockert bzw. teilweise außer Kraft gesetzt, um u.a. Flüchtlingen den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern.
Kulturelle Barrieren
Kulturelle Barrieren bilden eine der größten Hürden für das Leben vieler Flüchtlinge und Einwanderer in Deutschland.
Sie haben es schwierig sich an die neue Umgebung anzupassen –neues Land, neue Nachbarschaft, neue Kulturen und neue Sprache. Die kulturelle Barriere hat einen großen Einfluss auf ihr Leben und bringt gleichzeitig viele Probleme mit sich.
Die kulturellen Barrieren beeinflussen das Beantragen von Gesundheitsfürsorge (z.B. dürfen manche Frauen nur mit einer männlichen Begleitung außer Haus, was sie daran hindern kann ärztliche Betreuung aufzusuchen), die Beschäftigungschancen (ein Managerin dirigiert Männer die in einer patriarchischen Gesellschaft aufgewachsen sind) oder verursachen emotionale Isolierung. Auch Vorurteile und Glaube hindert manche Flüchtlinge daran sich erfolgreich in die deutsche Gesellschaft zu integrieren.
Dazu kommt manchmal die Fremdenfeindlichkeit: Bilder großer Gruppen rechtsextremistischer Demonstranten mit Fackeln, welche ausländerfeindliche Parolen schreien, rufen zum Teil schlimme Erinnerungen aus der Vergangenheit herbei. Einer Vergangenheit, der viele nur um Haaresbreite entwischten und vor welcher man sich hier in Deutschland zunächst in Sicherheit wiegte.
Mit dem Zustrom an Flüchtlingen ist in vielen europäische Länder die Fremdenfeindlichkeit wieder aufgelebt: fremdenfeindliche Gewalt, Attacken auf Flüchtlingslager etc. Mitte 2015 gab es in Deutschland aber auch eine Welle der Solidarität. In vielen Städten demonstrierte man gegen Hasspredigt und Diskrimination. Nichtsdestotrotz finden es Flüchtlinge immer noch schwer sich an die deutschen Normen und die strikte Regelgesellschaft zu gewöhnen. Nach allem ist Deutschland auch noch ein Land, wo Schweinswürste ein Nationalgericht sind, wo der Anführer eine Frau ist und wo auch nur die kleinste abfällige Bemerkung gegen Juden ein Tabu ist. Ein Land wo aber auch die öffentliche Darstellung von Zuneigung erlaubt ist. All das ist Welten entfernt von dem sozialen, religiösen, kulturellen und historischen Hintergrund, dem viele Flüchtlinge entspringen.
Trotz allem blieben die Leute mit denen ich gearbeitet habe immer stark, zielstrebig und waren auch immer dankbar dafür, dass Deutschland seine Türen für sie in Zeiten der Not geöffnet hat. Nach allem was sie durchgemacht haben, machen sie auch weiterhin alles, um in ihrer neuen Heimat über Wasser zu bleiben.
Wollen Sie helfen? Viele Flüchtlinge und Einwanderer fühlen sich hier als Fremdkörper oder als gar nicht beachtet. Sollten Sie einmal jemandem Neuen über den Weg laufen, gehen Sie eine Unterhaltung ein! Sie werden sich wundern was der eine oder andere für erstaunliche Geschichten zu erzählen hat.
English Version / Original Text:
The three biggest challenges that refugees face in Germany
A year ago, I had an eye opening experience when I started volunteering work, helping some refugee groups integrate in Germany. Over the course of this year, I found myself constantly impressed and amazed at their determination and strength. One would think that the struggles that refugees face would be over the moment they arrive in Germany. I did so too. So did several of the refugees I had the chance to work with. However, I learned that this is far from reality. Immigrants, especially the refugees, face several barriers once they arrive on our shores. Here are some of the challenges that were common among refugees arriving in Germany:
Speaking and learning German
I was born and raised in India. I came to Germany in 2002 to pursue my Masters and till date, I have spent over a third of my life in this wonderful country, which I now call my home. Germans command excellent linguistic skills; almost every German that I interacted with till date spoke at least 2 languages; many spoke more than three languages. As a native English speaker, I found it overwhelming to learn a new language when I arrived for the very first time in Germany. At the University, my German classmates and friends used the opportunity to practice and master their English skills with me – a native English speaker. Personally, I had to insist that they also speak to me in German, so I could practice and improve my German skills. After all, I live in Germany and it is only natural to acquire the language of the country that one lives in. My perspective hasn’t changed ever since and I still continue to acquire new vocabulary and idioms. However, many of my friends from India and other English-speaking countries look the easier route to socialize with their German counterparts in English – the language they were comfortable with. Moreover, they were less motivated to learn and master the nuances, vocabulary and idioms that make German such a wonderful and popular language, especially among linguophiles. Beyond everything, Germany is the country where German is spoken. Germany’s is an open, multi-cultural society. One could arrive in Germany, unable to speak German and make do without learning German. From my over 14 years of living in Germany, I have found the Germans to be an extremely understanding folk and bend over back to help foreigners who lack the necessary German skills. However, it is also important for foreigners to learn the language for seamless experiences with the various aspects of normal life and career in Germany, such as getting a job, making friends, socializing with the locals or even completing basic tasks, such as buying food or filling out forms. Many refugees and immigrants take German lessons at Volkshochschule and other institutions, thanks to Germany’s successful integration concept, which has been extremely successful. But, those with lesser academic qualifications find learning the language difficult, especially considering the fact that some lack the basic literacy even in their native tongue to begin with.
Employment
While most refugees and immigrants are happy to accept whatever job is available when they first enter the country, finding a job that fits their qualifications or moving up the ladder could be incredibly difficult. Even if one ignores the undocumented immigrants, who face additional challenges in securing work, trouble speaking German is a major hurdle in most positions where at least basic German proficiency is required. Many refugees and immigrants that are well educated and held strong jobs back home find it frustrating that they can’t obtain the same jobs in Germany. Employers typically prefer work experience within Germany, and certifications outside of the Germany or the European Union usually don’t easily transfer. Furthermore, refugees and immigrants are easy victims for discrimination and exploitation at less ethical companies and workplaces. Some employers recognize the desperation among these immigrant groups to keep their jobs, so, they will assign these immigrants to less desirable and even dangerous roles. In particular, undocumented immigrants assume they have no rights and workers who can’t speak German fall easy prey to such predatory organizations. However, on a broad note, the German business community views the recent influx of refugees as an opportunity to fulfil its demand for labor, help companies grow and ensure Germany’s long-term prosperity. Germany has been a country of immigration since the 1960s, when the number of immigrants passed the 1-million mark. However, Germany’s immigration laws are being modernized to reconcile the influx of refugees. Earlier, applicants for asylum can spend months waiting for the decision whether they will be permitted to stay. Until their cases are adjudicated, they have a hard time working or studying. Under European Union regulations, if the refugees were already registered in another country, they may be unable to receive asylum benefits or legally work in Germany. In recent months, the government has amended ordinances and legal provisions several times to facilitate the integration of refugees into the labor market.
Cultural barriers
Cultural barriers eclipse each and every aspect of refugees’ and immigrants’ life. Immigrant and refugee families live very difficult lives as they adjust to their new environment – new country, new neighborhoods, new cultures and new language. The cultural barrier has a big impact on their lives, and it brings a lot of challenges both, among themselves and their immediate community. The cultural barriers affect their seeking healthcare services (e.g., women must travel with a male escort, which may prevent some women from seeking medical care), jobs (a female manager directing men who were raised in a patriarchic society), emotional isolation (augmenting refugees‘ perception of threat and danger, leading to disruptive behavior in refugee camps and during resettlement), prejudice and basic cultural beliefs also shape the ability of some refugees to successfully integrate into the German society. Xenophobia adds to the problems that asylum seekers and refugees encounter: images of large groups of right-wing extremists carrying torches shouting anti-foreigner epithets evoke memories of experiences from their country of origin for survivors who would have fled from similar events. With an influx in asylum seekers, many European countries have seen waves of xenophobic violence against refugees and immigrants, including attacks on refugee camps and shelters. In 2015, after the spate of violence against refugees and asylum seekers, a wave of solidarity with refugees swept through Germany. In many cities around Germany, people took part in demonstrations and protests against hate speech and discrimination against the refugees. Nevertheless, many refugees find it hard to cope with the cultural norms in Germany. Germany is, after all, a country where pork sausage is a national dish, the leader is a woman, where even the slightest derogatory reference about Jews is taboo and where public displays of affection are accepted. All this is worlds away from the social, religious, cultural and historic backgrounds of many refugees.
Despite these challenges, the people I worked with were incredibly strong, determined and grateful to Germany for opening its doors in their time of need. After everything they had already been through, they were doing all that they could to keep themselves and their families afloat in this new land.
Want to help? So many refugees and immigrants, particularly the undocumented ones, feel like outsiders, or worse- they feel invisible. So if you come across someone who you can tell is new to Germany, start a conversation! I’m certain that he or she will have some amazing stories to share.
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