Damit Menschen digitale Lernangebote nicht nur anwählen, sondern auch effektiv für das eigene Lernen anwenden können, ist das Vorhandensein eigener Medienkompetenz eine zentrale Voraussetzung. Die Frage nach der „Digital Literacy“ ist also eng verknüpft mit dem Problem des „Digital Divide“ – der Fortsetzung der Bildungsschere auch auf Ebene digitaler Lernangebote. Die Entwicklung der Medienkompetenz der Lerner rückt damit zunehmend in den Fokus des Interesses.
Eine Organisation, die sich mit dem Thema bereits seit langem beschäftigt, ist die Stiftung Digitale Chancen. Ziel der Stiftungsarbeit ist es Menschen für die Möglichkeiten des Internets zu interessieren und sie bei der Nutzung zu unterstützen. Geschäftsführerin Jutta Croll betont, dass insbesondere bildungsbenachteiligte Gruppen nur auf diesem Weg die Chancen digitaler Medien erkennen und für sich nutzen können. Die Entwicklung von Medienkompetenz steht damit im Zentrum der vielfältigen Projektarbeit der Stiftung. Neben einem Projekt, das sich mit dem Einsatz von Tablet PCs bei Senioren befasst, berichtete Croll vor allem vom EU-geförderten Projekt „Digital Literacy 2.0“. Der in diesem Projekt verfolgte Ansatz richtet sich nicht direkt an die Endnutzer der digitalen Lernangebote. Er wendet sich stattdessen entlang des Mottos „Train the trainer and qualify the user” an Mediatoren der Weiterbildung. Ziel des Projektes ist es, dass diese die Bedeutung der Medienkompetenz für die Nutzung digitaler Lernangebote durch die Lerner begreifen, denn nur so kann der „Digital Divide“ auf lange Sicht verringert werden. Um die Mediatoren zu unterstützen hat das Projekt daher ein Curriculum entwickelt, entlang dessen bildungsfernen Zielgruppen der kompetente Umgang mit dem Internet und Web 2.0 vermittelt werden kann.
Mit Blick auf die Senioren ebenso wie bildungsferne Zielgruppen lässt sich dabei ein ähnlicher Effekt beobachten: Erst wenn der Einsatz digitaler Geräte und digitaler Programme den Nutzern eine Erleichterung alltäglicher Aufgaben bringt, sind Nutzer bereit sich mit diesen auseinanderzusetzen: Der praktischer Mehrwert von Gerät und Software ist somit das zentrale Kriterium der weiteren Anwendung und der nachhaltigen Entwicklung von Medienkompetenz – auch wenn dies mitunter nicht entlang des pädagogisch angedachten Einsatzzwecks geschieht sondern über die Zweckentfremdung der Geräte für den individuellen Gebrauch.
Kommentar schreiben