In England wird derzeit viel über neue Ausbildungsformen diskutiert. Ein Vorbild sind dabei duale Ausbildungsmodelle nach deutschem oder schweizerischem Vorbild, denn sie gelten als Garanten für niedrige Jugendarbeitslosigkeit und ausreichenden Nachwuchs an Fachkräften für die Wirtschaft. Aber wie gewinnt man Betriebe für ein – auf den ersten Blick vor allem mit hohen Kosten verbundenes – Engagement in dualer Ausbildung?
Als Antwort darauf haben wir eine Studie in Auftrag gegeben, die durch die Betrachtung von betrieblichen Kosten und Nutzen bei der Ausbildung ökonomische Argumente für ein Engagement von Betrieben in Ausbildung liefern: In der Studie „Apprenticeship training in England – a cost-effective model for firms?“ untersucht der Bildungsökonom und Ausbildungsexperte Prof. Dr. Stefan C. Wolter mit Hilfe von Kosten-Nutzen-Simulationen, unter welchen Bedingungen es sich für Betriebe in England lohnen würde, dual auszubilden.
Was ist dabei herausgekommen? Hier ein paar zentrale Ergebnisse:
- Für größere Unternehmen lohnt sich Ausbildung tendenziell eher als für kleinere. Warum? Ein Beispiel: In kleinen Unternehmen gibt es mitunter nur einen Auszubildenden, der dann von einem Ausbilder „exklusiv“ betreut werden muss. In größeren Unternehmen sind höhere Betreuungsschlüssel möglich, was aus Sicht des Betriebes natürlich die Kosten senkt.
- Je länger die Ausbildung dauert – also ein, zwei oder drei Jahre –, desto mehr lohnt sie sich sowohl für die Betriebe als auch für die Auszubildenden. Warum? Die Azubis werden mit der Zeit immer produktiver. Das erhöht ihren Wertschöpfungsbeitrag für das Unternehmen, was wiederum Spielraum für höhere Azubi-Löhne schafft.
- Was die konkrete Ausgestaltung eines Ausbildungsmodells betrifft, so gibt es keinen Königsweg für englische Unternehmen: Die Rahmenbedingungen unterscheiden sich erheblich zwischen Branchen, Unternehmensgrößen und Berufen – und diesen Unterschieden muss auch ein Ausbildungsmodell gerecht werden.
Insgesamt gilt: Den Modellrechnungen zufolge rechnen sich duale Ausbildungsplätze teilweise schon während ihres Verlaufs für die Unternehmen, spätestens aber mittelfristig, wenn sie die kostspielige Suche nach Fachkräften unnötig machen. Gute Argumente also, um das Erfolgsmodell duale Ausbildung auch in England stärker zu verbreiten.
Link zur Studie: www.bertelsmann-stiftung.de/cost-benefit-england
Link zum PolicyBrief: www.bertelsmann-stiftung.de/cost-benefit-england-pb
Eine solche Simulation haben wir 2014 gemeinsam mit der Fundación Bertelsmann bereits für Spanien vorgelegt. Die Studie für England ist in Kooperation mit dem Education Policy Institute und der JP Morgan Chase Foundation entstanden. Im Herbst diesen Jahres wird es noch eine weitere Studie dieser Art mit der JP Morgan Chase Foundation und der Fondazione Brodolini für Italien geben. Autor der Studien ist Professor Stefan Wolter.
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