Drei Forderungen zur Weiterbildungsfinanzierung
Ausreichend Zeit und Geld für Weiterbildung sind zentrale Voraussetzungen für eine höhere und breitere Weiterbildungsteilnahme:
- Damit Weiterbildung zu einem festen Bestandteil jeder Erwerbsbiografie werden kann, müssen finanzielle Hürden gesenkt, zusätzliche Anreize gesetzt, Freistellungen geregelt und das individuelle Recht auf Weiterbildung gesetzlich verankert werden.
- Die Vielzahl bestehender Einzelregelungen hat zu Unübersichtlichkeit, Überlappungen und Lücken geführt. Sie sollte durch eine transparente Finanzierungsarchitektur ersetzt werden, die eine faire Lastenverteilung zwischen Lernenden, Betrieben, und Staat ermöglicht. Denn von Weiterbildung profitieren alle: die Einzelnen durch den Erhalt und die Weiterentwicklung ihrer Beschäftigungsfähigkeit sowie die Förderung ihrer Persönlichkeit, Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, indem sie die dringend benötigten Fachkräfte zur Verfügung gestellt bekommen, und die Gesellschaft als Ganzes, weil Weiterbildung einen wichtigen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt leistet.
- Die aktuell existierenden Regelungen zu Lernzeitansprüchen weisen Lücken auf und divergieren in ihren Reichweiten. Deswegen ist eine bundesgesetzliche Regelung notwendig, die insgesamt mehr Bildungszeit schafft. Beispiele dafür sind die Einführung von Bildungsteilzeiten und die Möglichkeit von Bildungskarenzen.
Hintergrund zum Positionspapier
Dies ist der erste Abschnitt des gemeinsamen Positionspapiers der Bertelsmann Stiftung und der Heinrich Böll Stiftung zum Thema „Weiterbildung 4.0 – Wie weit trägt die nationale Weiterbildungsstrategie?“. Es entstand auf Basis der gleichnamigen Fachkonferenz am 02.12.2019 in Berlin. Fünf Themen wurden dabei als besonders relevant identifiziert und zu jedem Thema gab es einen Impulsvortrag sowie zwei moderierte Diskussionsrunden.
Den Impulsvortrag zum Thema Weiterbildungsfinanzierung hielt PD Dr. Thomas Kruppe vom IAB und die zwei Diskussionsrunden moderierte PD. Dr. Anna Rosendahl von der Uni Duisburg-Essen. Die Vortragsfolien sowie weitere Informationen zur Veranstaltung und zum Positionspapier finden Sie auf www.boell.de/weiterbildung. Wieviel die öffentliche Hand in den letzten Jahrzehnten für Weiterbildung ausgegeben hat, haben Forscher der Uni Duisburg-Essen in unserem Auftrag für Sie hier einmal ausgerechnet. Besonders der Vergleich mit den Investitionen in die anderen Bildungsbereiche ist dabei sehr aufschlussreich.
Morgen folgt auf diesem Blog Position 2/5 und für ganz Neugierige geht es hier direkt zum ganzen Positionspapier.
Hier geht es zu den bereits erschienen Beiträgen in dieser Serie:
Auftakt: Wie weit trägt die Nationale Weiterbildungsstrategie?
Häppchen #1: Zeit und Geld für Weiterbildung bereitstellen
Häppchen #2: Verlässliche Strukturen schaffen, Qualität sichern
Häppchen #3: Kompetenzen sichtbar machen und anerkennen
Häppchen #4: Teilqualifikationen standardisieren und ausbauen
Häppchen #5: Professionalisierung der Lehrkräfte stärken
Over and out.
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