Drei Forderungen zum Thema Teilqualifikationen

Millionen Erwachsene in Deutschland besitzen keinen Berufsabschluss. Teilqualifikationen müssen zu einem breiten gangbaren Weg dahin werden:

  1. Derzeit existieren unterschiedliche Zuschnitte von Teilqualifikationen nebeneinander, zum Teil in den gleichen Berufen. Damit entsprechende Weiterbildungen künftig trägerübergreifend aufeinander abgestimmt sind und Lernende wie Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber die dort vermittelten Kompetenzen besser einschätzen können, sollte ein einheitliches System von Teilqualifikationen etabliert werden. Eine Rückkopplung mit den Ordnungsverfahren in der Berufsbildung ist dabei sinnvoll, um sicherzustellen, dass Neuerungen in den Ausbildungsordnungen auch in Teilqualifizierungen aufgegriffen werden.
  2. Solche verbindlichen Teilqualifikationen sollten in Tarifverträgen aufgenommen werden. So lässt sich über einen mehrfach abgestuften Stundenlohn ein Anreiz für die Lernenden setzen, schrittweise weitere Teilqualifizierungen bis zum beruflichen Vollabschluss zu absolvieren.
  3. Nötig ist schließlich eine Verbindung von Teilqualifikationen mit Kompetenzfeststellungs-, Validierungs- und Anerkennungsverfahren. Damit können zum Berufsabschluss fehlende Kompetenzen vorab systematisch erfasst und die Lernenden in entsprechenden Teilqualifizierungsmodulen bedarfsgerecht nachqualifiziert werden.
Workshop 4: Teilqualifikationen standardisieren und ausbauen
CC BY-SA 2.0 boellstiftung

Hintergrund zum Positionspapier

Dies ist der dritte Abschnitt des gemeinsamen Positionspapiers der Bertelsmann Stiftung und der Heinrich Böll Stiftung zum Thema „Weiterbildung 4.0 – Wie weit trägt die nationale Weiterbildungsstrategie?“. Es entstand auf Basis der gleichnamigen Fachkonferenz am 02.12.2019 in Berlin. Fünf Themen wurden dabei als besonders relevant identifiziert. Jedes Thema startete mit einem Impulsvortrag gefolgt von zwei moderierten Diskussionsrunden.

Den Impulsvortrag zum Thema Kompetenzanerkennung hielt Dr. Iris Pfeiffer, vom f-bb. Die Moderation der beiden Workshops übernahm Christoph Eckhardt vom Facharbeitskreis Nachqualifizierung e. V. Die Vortragsfolien sowie weitere Informationen zur Veranstaltung und zum Positionspapier finden Sie auf www.boell.de/weiterbildung.

Weitere Informationen zu Teilqualifikationen

Wie könnten Teilqualifikationen genau ausschauen? Wie zerteilt man einen Beruf in sinnvolle Teile? Die MYSKILLS-Kompetenzmodelle bieten hier eine nützliche Hilfestellung. Und wenn die Corona-Krise tatsächlich Insolvenzen befördert, kommt Weiterbildung als Instrument von Transfergesellschaften eine wachsende Bedeutung zu. Die Hans-Böckler-Stiftung hat einen Leitfaden entwickelt, wie Teilqualifikationen in Transfergesellschaften genutzt werden können.

Montag folgt auf diesem Blog mit Position 5/5 der letzte Beitrag der Miniserie. Danach verabschiede ich mich für vier Monate in die Elternzeit. Und für ganz Neugierige geht es hier wieder direkt zum ganzen Positionspapier.

Auftakt: Wie weit trägt die Nationale Weiterbildungsstrategie?

Häppchen #1: Zeit und Geld für Weiterbildung bereitstellen

Häppchen #2: Verlässliche Strukturen schaffen, Qualität sichern

Häppchen #3:  Kompetenzen sichtbar machen und anerkennen

Häppchen #4:  Teilqualifikationen standardisieren und ausbauen

Häppchen #5: Professionalisierung der Lehrkräfte stärken

Over and out.