Die Weiterbildungsteilnahme stagniert
Aktuelle Zahlen zur Weiterbildungsteilnahme zeigen für die letzten fünf Jahre einen deutlichen Anstieg in der Beteiligung am lebenslangen Lernen. So sieht sich die Bundesregierung mit einer Beteiligungsquote von 49 Prozent im Jahr 2012 schon kurz vor ihrem für 2015 gesetzten 50-Prozent-Ziel. Dabei täuscht die positive Entwicklung der Beteiligung seit 2003 (damals 41 %) darüber hinweg, dass nach mehreren Jahren des Anstiegs bereits im Jahr 1997 eben dieses 50-Prozent-Ziel beinahe erreicht war (Beteiligung 1997: 48 %). Es kann also mit Blick auf die letzten 19 Jahre für den Weiterbildungsbereich nicht von einer substanziellen Entwicklung gesprochen werden. Auch im europäischen Vergleich steht Deutschland nicht besonders gut da. So verfehlt Deutschland in 2014 bei der Beteiligung am Lebenslangen Lernen laut Eurostat mit 7,9 Prozent klar die gemeinsame Zielmarke von 15 Prozent und liegt darüber hinaus deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 10,4 Prozent. Nicht nur die Bildungsvorreiter in Skandinavien sondern auch Österrericher, Briten, Niederländer und Franzosen liegen weit vor uns.

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Der Weiterbildungsbedarf steigt
Das lebenslange Lernen gilt in der Öffentlichkeit sowie in Fachkreisen als ein wesentlicher Schlüssel für den Umgang mit Megatrends wie dem demografischen Wandel. Dies machen z. B. die Empfehlungen des von der Bundesregierung eingerichteten „Innovationskreis Weiterbildung“ deutlich, dem Vertreter aus den Reihen der Arbeitgeber (IHK, HWK, ZdH), der Beschäftigten (DGB), von staatlichen wie privaten Weiterbildungs- und Beratungsträgern, der Kultusministerkonferenz sowie von Forschungseinrichtungen angehörten: „Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung – insbesondere im Hinblick auf den steigenden Fachkräftebedarf – ist es erforderlich, das Bewusstsein für die Bedeutung des Lernens im Lebenslauf zu schärfen und dies durch individuelle Anreize zu flankieren“(BMBF 2008: 8).

Auch der technologische Wandel macht mehr und bessere Weiterbildung notwendig. Er bedeutet für die 42 Prozent der derzeit Beschäftigten in Berufen mit einer hohen (> 70 %) Automatisierungswahrscheinlichkeit in den nächsten 10–20 Jahren starke Qualifizierungsbedarfe und die Gefahr von Job-Streichungen. Schließlich sind in der Regel die durch diesen Wandel neu entstehenden Arbeitsplätze anspruchsvoller als jene, die wegrationalisiert werden (BMAS, 2015).

Zuletzt gilt Weiterbildung als wesentlicher Ansatz, um die Flexibilität und Mobilität der Arbeitskräfte sicherzustellen, die nötig ist, um dem globalisierten Wettbewerbs- und Innovationsdruck standzuhalten (vgl. Walter 2014: 70f). Durch die Unschärfe und den ständigen Wechsel von Arbeitsprofilen, immer kürzere Innovationszyklen und den schnellen Verschleiß von Wissensbeständen kommt ständiger Weiterbildung also eine immer wichtigere Funktion zu. Eine erste Ausbildung bildet „nur noch“ den Sockel, auf dem kontinuierliche Weiterbildung aufbaut. Das lässt sich z. B. daran zeigen, dass bereits heute etwa die Hälfte der jungen Erwachsenen direkt nach der Ausbildung nicht mehr im erlernten Beruf tätig ist (Hall 2015). Es mangelt also weder an der Erkenntnis, noch am Bekenntnis zentraler gesellschaftlicher und politischer Akteure, der Weiterbildung eine große Bedeutung einzuräumen. Doch folgen diesen Worten auch Taten?

Dass die Bekenntnisse zur Wichtigkeit des Lebenslangen Lernens sich nicht in der öffentlichen Finanzierung für Weiterbildung wiederspiegeln und welche Konsequenzen das hat erläutere ich anhand unserer aktuellen Studie in einem Video auf unserer Website sowie in drei weitere Blogbeiträgen in den nächsten Wochen.

Over und Out.