„Du machst eine Ausbildung? Dann hättest du dir das Abi doch auch sparen können!“ – diesen Satz musste ich mir mehr als einmal anhören, wenn ich von meinen Zukunftsplänen erzählt habe.

Ich heiße Melanie, bin 20 Jahre alt, und bin nach meinem Abitur im letzten Jahr in eine Ausbildung zur Industriekauffrau gestartet – für mich genau die richtige Entscheidung! Meine Meinung zur dualen Ausbildung und welche Chancen ich in ihr sehe, beschreibe ich in diesem Artikel.

Nach der ganzen Lernerei und mit der feierlichen Zeugnisvergabe begann für viele meiner Freunde der Stress erst so richtig: Für welchen Studiengang reicht mein NC? Kann ich an meiner Wunsch-Hochschule studieren? Was will ich überhaupt mit meinem Leben anfangen?

Ich hatte zu diesem Zeitpunkt zumindest schon eine vage Ahnung, was mich in den nächsten zweieinhalb Jahren erwarten würde – und doch wurden meine Erwartungen in gewisser Weise noch übertroffen.

Keine Langeweile! Neue Herausforderungen und ständiger Wechsel zwischen Theorie und Praxis

Heute ist schon ein Jahr meiner Ausbildung rum – und das ist wirklich wie im Flug vergangen! Ich hätte vorher nicht gedacht, dass ich in dieser Zeit schon so viele verschiedene Dinge lernen werde. Ich hatte zwar erwartet, viele kaufmännische Tätigkeiten kennen zu lernen, doch dass mich die Ausbildung auch charakterlich so sehr weiterbringt, daran hatte ich überhaupt nicht gedacht.

Die Ausbildung ist so organisiert, dass ich an zwei Vormittagen in der Woche zur Berufsschule gehe. In der übrigen Zeit arbeite ich in einer Abteilung direkt im Unternehmen, in der ich viel über die Funktion und Aufgaben der Abteilung und der Kollegen lerne. Ich bekomme Aufgaben, die ich selbstständig übernehmen kann und so das Team unterstütze. Für mich ist es toll zu sehen, was mir bereits im ersten Lehrjahr zugetraut wird!

Alle drei Monate steht dann ein Abteilungswechsel an, sodass ich im Laufe der Ausbildung viele unterschiedliche Bereiche, Tätigkeiten und Menschen kennenlerne. Das ist jedes Mal eine neue Herausforderung, gibt mir aber die Chance, in viele Bereiche des Unternehmens hinein zu schnuppern.

 

Ein Beruf, viele verschiedene Wege in die Zukunft

Durch die häufigen Wechsel sehe ich, wie vielfältig die Berufsmöglichkeiten nach der Ausbildung sind und es hilft mir, mich nach meinen Stärken und Interessen zu orientieren. Denn selbst wenn ich theoretisch weiß, dass ich ganz gut mit Zahlen umgehen kann, merke ich in der Praxis deutlich besser, ob ich mir für die Zukunft z.B. einen Beruf in der Buchhaltung vorstellen kann.

Hilfreich ist für diese Orientierung außerdem, dass ich während der ganzen „harten“ Arbeit auch viele Anregungen von Kollegen bekomme. Das sind wirklich wertvolle Informationen auf so einfache Fragen wie: „Welchen Beruf hast du gelernt? In welchen Jobs hast du schon gearbeitet?“ So bekomme ich konkretere Vorstellungen davon, was ich selbst eigentlich möchte und wie so ein Weg auf der berühmten Karriereleiter aussehen kann.

Der größte Vorteil einer Ausbildung ist für mich allerdings, dass ich durch die praktische Arbeit hautnah miterlebe, wie der Berufsalltag tatsächlich aussieht. Ich sehe nicht nur die Theorien, sondern kann mir schnell mein eigenes Bild von der Arbeit machen und mir klar werden, ob ich mir meine Zukunft in diesem Beruf vorstellen kann. Außerdem hoffe ich, dass mir meine gesammelten Erfahrungen nach der Ausbildung weiterhelfen werden. Sei es direkt danach im Berufsleben oder auf dem „Umweg“ Studium, den ich schließlich immer noch einschlagen kann.