Seit heute sind weitere Kompetenzmodelle online verfügbar, die zur Entwicklung von Teilqualifizierungen genutzt werden können. Wie in meinem letzten Beitrag Kompetenzmodelle als Basis für die Entwicklung von Teilqualifizierungen beschrieben, helfen auch diese Modelle bei einem standardisierten Zuschnitt von Teilqualifizierungen. Denn die neuen Modelle gliedern jeden Beruf in sechs bzw. sieben betriebliche Einsatzfelder und ordnen den darin beschriebenen Arbeitsprozessen und Kompetenzen konkrete Referenzen aus den Ordnungsmitteln zu. Dabei sind die Einsatzfelder inhaltlich voneinander abgegrenzt und decken zusammengenommen alle Handlungskompetenzen und curricularen Inhalte des gesamten Berufes ab. So bieten die Modelle eine hilfreiche Vorarbeit bei der Erstellung von Modulen für die abschlussorientierte Nachqualifizierung. Folgende neue Kompetenzmodelle stehen nun auf unserer Website Aufstieg durch Kompetenzen zum Download bereit:
- Industriekaufmann/Industriekauffrau
- Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement
- Kaufmann/Kauffrau im Gesundheitswesen
- Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel
Besonders interessant ist das Modell „Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement“, da es sich hierbei um einen dreijährigen Ausbildungsberuf mit Differenzierungen nach Kern- und Wahlqualifikationen handelt. Bereits beim Abschluss des Ausbildungsvertrages müssen zwei verpflichtende Wahlqualifikationen angeben werden. Hierbei stehen folgende Wahlqualifikationen zur Auswahl:
- Auftragssteuerung und -koordination
- Kaufmännische Steuerung und Kontrolle
- Kaufmännische Abläufe in kleinen und mittleren Unternehmen
- Einkauf und Logistik
- Marketing und Vertrieb
- Personalwirtschaft
- Assistenz und Sekretariat
- Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement
- Verwaltung und Recht (für den öffentlichen Dienst vorgesehen)
- Öffentliche Finanzwirtschaft (für den öffentlichen Dienst vorgesehen)
Auszubildende lernen die entsprechenden Inhalte der beiden Wahlqualifikationen in der betrieblichen Ausbildung und in überbetrieblichen Lehrgängen in der zweiten Ausbildungshälfte für jeweils ca. fünf Monate. Außerdem legen die Wahlqualifikationen den inhaltlichen Schwerpunkt für die mündliche Abschlussprüfung des/der Auszubildenden.
Bei Ausbildungsberufen mit Kern- und Wahlqualifikationen stellt der erhöhte Umfang an Inhalten eine Herausforderung bei der Gliederung in Einsatzfelder dar. Denn in der Nachqualifizierung müssen alle Inhalte der Wahlqualifikationen berücksichtigt werden. Dies bedeutet auch, dass die betrieblichen Praxisphasen bei allen Teilqualifizierungen inhaltlich möglichst in zwei Wahlqualifikationen erfolgen müssen, damit eine adäquate Prüfungsvorbereitung durch den betrieblichen Einsatz gewährleistet ist.
Diese und weitere unterschiedliche Typen von Ausbildungsstrukturen und deren Transfer in die Logik von betrieblichen Einsatzfeldern haben wir im letzten Jahr mit Expert*innen aus dem Weiterbildungsbereich ausführlich diskutiert. Dabei waren sich die Teilnehmenden einig, dass ein Modell möglichst alle Wahlqualifikationen beinhalten und diese zu wenigen Einsatzfeldern sinnvoll zusammengefasst werden sollten. Wie auch in den Konstruktionsprinzipien der Bundesagentur für Arbeit zu berufsanschlussfähigen Teilqualifikationen gefordert, sollte dabei eine maximale Anzahl von acht Modulen nicht überschritten werden.
Im Nachgang zum Workshop entwickelten Expert*innen der Deutschen Angestellten-Akademie (DAA) das Modell für den Beruf „Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement“ und gliederten die Inhalte in folgende sechs Einsatzfelder inkl. Inhalte der Wahlqualifikationen:
- Assistenz- und Sekretariatsaufgaben erledigen
- WQ 3: Kaufmännische Abläufe in kleinen und mittleren Unternehmen
- WQ 7: Assistenz und Sekretariat
- WQ 8: Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement
- Einkaufsprozesse planen und durchführen
- WQ 1: Auftragssteuerung und -koordination
- WQ 3: Kaufmännische Abläufe in kleinen und mittleren Unternehmen
- WQ 4: Einkauf und Logistik
- WQ 7: Assistenz und Sekretariat
- Werbemaßnahmen umsetzen und Aufträge bearbeiten
- WQ 1: Auftragssteuerung und -koordination
- WQ 3: Kaufmännische Abläufe in kleinen und mittleren Unternehmen
- WQ 5: Marketing und Vertrieb
- WQ 7: Assistenz und Sekretariat
- Geschäftsvorgänge buchen
- WQ 2: Kaufmännische Steuerung und Kontrolle
- WQ 3: Kaufmännische Abläufe in kleinen und mittleren Unternehmen
- Geschäftsprozesse kontrollieren und steuern
- WQ 2: Kaufmännische Steuerung und Kontrolle
- WQ 3: Kaufmännische Abläufe in kleinen und mittleren Unternehmen
- Personalaufgaben bearbeiten
- WQ 6: Personalwirtschaft
Das Modell deckt damit die Inhalte der Wahlqualifikationen 1 bis 8 ab. Die Wahlqualifikationen 9 „Verwaltung und Recht“ sowie 10 „öffentliche Finanzwirtschaft“ wurden im Modell nicht berücksichtigt, da die Inhalte stark reguliert sind und nur in Betrieben ausgebildet werden können, die zum öffentlichen Dienst gehören. Wie alle unsere Kompetenzmodelle wurde auch dieses von weiteren berufsfachlichen Expert*innen geprüft und schließlich validiert.
Eine weitere Herausforderung in der Kompetenzmodellentwicklung sind Berufsbilder, die nach Fachrichtungen differenziert sind, wie beispielsweise der Ausbildungsberuf „Maschinen- und Anlagenführer*in“. Wie diese Berufsbilder in betriebliche Einsatzfelder gegliedert werden können, werde ich in meinem nächsten Blogbeitrag beschreiben.
Kommentar schreiben