Teilqualifikationen (TQ) ermöglichen Menschen über 25 Jahren eine schrittweise Qualifikation, die den Weg bis zum formalen Berufsabschluss öffnet. Dabei bietet der modulare Aufbau von TQs den Teilnehmenden einen flexiblen Ein- und Ausstieg. Die einzelnen Qualifikationsbausteine lassen sich individuell zusammenstellen, sodass die Qualifizierung an berufliche Erfahrungen und die persönliche Lebenssituationen angepasst werden kann. Das vollständige Angebot aller Module einer angebotenen Teilqualifikationskette ermöglicht es schließlich, den formalen Berufsabschluss nachzuholen und diesen bei erfolgreichem Abschluss der Externenprüfung auch formal zertifiziert zu bekommen.
Als flexibles Instrument der Qualifizierung für An- und Ungelernte gewinnen berufsanschlussfähige TQs zunehmend an Bedeutung. Allerding ist die Durchführung von TQs aufgrund mangelnder Teilnehmenden eines Kompetenzniveaus oft nur in Kleingruppe, also mit einer Kalkulation mit erhöhtem Kostensatz möglich. Dies birgt eine zentrale Herausforderung für Bildungsträger, denn die Zertifizierung einer TQ-Maßnahme für Kleingruppe ist schwierig und undurchsichtig.
Vor diesem Hintergrund ist der vorliegende Leitfaden zur Zertifizierung von Teilqualifikationen in Kleingruppe – Auf Grundlage der MYSKILLS-Kompetenzmodelle von Björn Burk entwickelt worden, der Bildungsträger im Prozess der TQ-Entwicklung und
-Zertifizierung unterstützen soll.
Zertifizierung von Teilqualifikationen in Kleingruppe
Unter den potentiellen Teilnehmenden einer TQ befinden sich oft Menschen mit heterogenen Vorerfahrungen und Kompetenzen. Darunter können Teilnehmende sein, die aufgrund ihrer Bildungsbiografie lernungewohnt sind oder aus anderen Kulturkreisen kommen und Deutsch nicht als Muttersprache sprechen. Aus diesen Gründen müssen sie teilweise intensiver betreut und gefördert werden, sodass sich ein Lernen in kleinen Gruppen anbietet.
Darüber hinaus nimmt die Anzahl potentieller Teilnehmenden in weiterführenden TQs deutlich ab. Ein Grund hierfür ist, dass auch einzelne TQs arbeitsmarktverwertbar sind und einen Berufseinstieg ermöglichen. Viele Teilnehmende durchlaufen weiterführende TQs nicht zwangsläufig direkt im Anschluss, sondern angepasst an ihre individuellen Bedarfe – beispielsweise auch nach einiger Zeit der Berufstätigkeit.
Aktuell ist die Gruppengröße für Maßnahmen zur Förderung der beruflichen Weiterbildung bei 12 Teilnehmenden festgelegt. Realistisch ist aber in vielen Fällen eine Durchführung in kleineren Gruppen. Den herausfordernden Schritt der Kalkulation für Kleingruppen – also oberhalb des Bundesdurchschnitts-Kostensatzes (BDKS) scheuen viele Weiterbildungsträger im Rahmen der TQ-Zertifizierung. Deshalb bietet unser Leitfaden eine detaillierte Hilfestellung.
Der Leitfaden erläutert zunächst die Maßnahmenzertifizierung im und über dem BDKS. Im Anschluss wird ausführlich beschrieben, welche 14 Gliederungspunkte ein Konzept für eine Kleingruppe beinhalten sollte. Daran anschließend wird die Kalkulation in Kleingruppe exemplarisch erklärt. Dazu werden auch alle Punkte der derzeit gültigen Kalkulationsvorlage des OS Halle aufgeführt und kommentiert. Abschließend beantwortet der Leitfaden mögliche offene Fragen im Zertifizierungsprozess.
Entwicklung von Teilqualifizierung auf Basis der Kompetenzmodelle
Darüber hinaus zeigt unser Leitfaden konkret auf, wie die veröffentlichten Kompetenzmodelle in der Entwicklung von TQs genutzt werden können. Wie in den Blogbeiträgen MYSKILLS-Kompetenzmodelle nutzen um Teilqualifikationen zu entwickeln und Kompetenzmodelle als Basis für die Entwicklung von Teilqualifizierungen beschrieben, gliedern die Modelle jeden Beruf in vier bis sieben betriebliche Einsatzfelder und ordnen den darin beschriebenen Arbeitsprozessen und Kompetenzen konkrete Referenzen aus den Ordnungsmitteln zu. Die Gliederung der Handlungsfelder kann analog für die Gliederung der TQs genutzt werden. Aus den Arbeitsprozessen und relevanten Kompetenzen ergeben sich die konkreten Lernziele der TQ. Da die Handlungsfelder reale betriebliche Einsatzfelder beschreiben, geben sie zusätzlich Impulse für die Vermittlung der Teilnehmenden in Praktika oder Beschäftigung.
Besonders hilfreich ist die Gliederung der TQs nach MYSKILLS-Handlungsfeldern, wenn Kund*innen der Bundesagentur für Arbeit und der Jobcenter auf Basis eines MYSKILLS-Testergebnisses weiterqualifiziert werden sollen. Denn dann können Teilnehmende auf Basis des Testergebnisses passgenau die aufgezeigten Qualifikationslücken mithilfe von TQs schließen.
Wie im Detail die Zertifizierung von TQs in Kleingruppe und die Entwicklung von TQs auf Basis der Kompetenzmodelle verläuft, lesen Sie hier in unserem Leitfaden .
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